Trong ist in Bad Kissingen geboren, im Urlaub zum „Vietnam Idol“ geworden und hat sich mit der Teilnahme am Eurovision Song Contest Vorentscheid einen Traum erfüllt. Im Podcast redet der 30-jährige Sänger über seine Fast-Abschiebung, fehlende Pubertät – und motivierende Sätze von Britney Spears.
Trong wird am 4. Juni 1992 in Bad Kissingen geboren. Seine Eltern kommen aus Vietnam. Die Familie wohnt im „Asylheim“. Zusammen mit einem anderen vietnamesischen Paar teilen sie sich eine Wohnung. An die ersten Jahre hat Trong trotz der Armut gute Erinnerungen. „Jede Woche kam ein Paket mit Lebensmitteln – das war wie Weihnachten!“
„Ich war ein Outsider“
Schon früh entwickelt der kleine Trong eine Liebe fürs Singen und Performen. Mit seiner Schwester gibt er Playback-Konzerte für seine Eltern. Später in der Schule hat er mehr Probleme. „Ich hatte keine Freunde, ich war ein Outsider.“ Seine Eltern melden ihn in der Tanzschule an, wo sein Talent offensichtlich ist. Schon mit acht Jahren nimmt er erfolgreich an Einzel-Tanzmeisterschaften teil.
Mit zehn Jahren darf er sogar vor Popstar Britney Spears auftreten, in der Sendung „Kleine ganz groß“ gibt sie ihm so positives Feedback, dass er danach sogar die Europameisterschaft gewinnen kann. Zur selben Zeit droht seiner Familie allerdings die Abschiebung. Eine Unterschriftenaktion – auch motiviert vom Fernsehauftritt – verschafft der Familie ein Aufenthaltsrecht. „Meine Mutter hatte schon den Koffer gepackt“, sagt Trong.
Wenn das Licht angeht …
Auf der Bühne fühlt sich Trong wohl, ersteren lokalen Fame erreicht er, weil er in einem Musical mitspielt. Abseits der Bühne sei er „schmal, kein cooles Kid“ gewesen, aber wenn das (Rampen-) Licht angeht habe er sich gefühlt wie Elvis Presley, wie ein Superstar.
„Auf der Bühne darf ich ich sein, darf ich cool und selbstbewusst sein.“
Nach der Schule geht Trong erst für ein Jahr nach Berlin. „Für mich war immer klar: Ich will auf die Bühne als Sänger und Performer.“ Weil sich da aber musikalisch nichts Nachhaltiges ergibt, geht er nach Hannover und macht eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Musikpädagogen und Berufsmusiker. „Üben, üben, üben. Ich habe gedacht: Du hast jetzt zwei bis drei Jahre Zeit, dass du geil wirst.“
Vom Urlauber zum Nationalheld
Als er im Urlaub in Vietnam weilt, meldet er sich für die Castingshow „Vietnam Idol“ an, die er am Ende nach Monaten sogar gewinnen kann. „Ich war ein kleines Phänomen, interessant: so ein lallender Deutsch-Vietnamese.“ Als er nach der Show in den Ort seiner Mutter zurückkehrt, wird er wie ein Nationalheld von Tausenden von Menschen empfangen.
Nach dem Hoch kommt aber der Fall, oder wie Trong es formuliert: „Dann wurde ich arrogant.“ Er ist bankrott, fühlt sich abhängig vom Label. „Ich musste mir satte 8000 Euro leihen, um ein Musikvideo zu drehen.“ Trong ist am Boden, hat sogar Suizidgedanken. Nachdem das Video einigen Erfolg hat, er wieder bei TV-Shows auftreten kann und er seine eigenes Team zusammenstellt, geht es wieder bergauf mit der Karriere.
2023 dann der vorläufige Höhepunkt. Er darf beim deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest mitmachen. Fünf Mal hatte er sich schon beworben, immer wurde er abgelehnt.
Doch dieses Mal klappts. Er ist dabei, darf als erster deutsch-asiatischer Teilnehmer überhaupt die Show eröffnen – und wird am Ende Vierter (es gibt zwei zweite Plätze). Aber Trong ist trotzdem zufrieden, er sagt: „Ich wollte mich bei Deutschland bedanken und: Ich hatte meine Traumperformance!“
Kommentare von Frank Joung