Artikel verfasst von Frank Joung

Shia Su ist deutsche Zero-Waste-Expertin mit taiwanisch-chinesischen Wurzeln. Die 37-jährige Bloggerin spricht mit Frank über ihre krass rassistischen Kindheitserfahrungen, Asian Mums und wie Müllvermeiden Spaß macht.

In Aachen, so sagt Shia, habe sie eine wunderschöne Kindheit verbracht – bis die dreiköpfige Familie umzieht, als sie acht Jahre alt ist. In einem Mini-Dorf im Odenwald erlebt sie dann nach eigenen Angaben ein „krasses Erwachen“.

„Die Kinder in meiner Straße durften nicht mit mir – ‚Ausländerkind‘ – spielen. Die einzigen, die mit mir spielen durften, waren die Kinder der türkischen Familie – mit denen durften die anderen auch nicht spielen.“

„Du musst besser sein als die anderen“

Was Shia aus ihrer Kindheit erzählt, ist wie aus einem schlechten Film: Der Schulbusfahrer nimmt sie nicht mit, die Eltern müssen sie fahren. In der Schule wird sie als „Ausländersau“ gemobbt und von älteren Jungs verprügelt. Die Lehrer:innen wundern sich, dass die „Ausländerin“ – Shia ist in Siegen geboren – besser in Deutsch ist als die „Deutschen“.

Irgendwann fängt sie an, sich zu wehren, zurückzuschlagen. Ihre Mutter, die ihr taiwanische Bräuche und Sitten vermittelt, bläut ihr ein, dass sie immer besser sein muss als die anderen.

In der Pubertät, sagt Shia, sei sie sehr „hormonell“ gewesen: „Super rebellisch, super anti, super Alles-ist-scheiße.“ Sie besucht – gegen den Willen der Eltern – ein Internat in Sachsen-Anhalt. So schön sie es innerhalb der Klostermauern der Schule findet, so rassistisch ist das Umfeld außerhalb des Internatsgeländes. Einmal fährt sie ein Autofahrer absichtlich mit seinem Auto an.

„In Sachsen-Anhalt habe ich gelernt, dass Rassismus noch mal eine ganz andere, lebensbedrohliche Qualität bekommen kann“

Zero Waste mit Spaß

Ihr Leben lang ist sie fast immer die einzige asiatisch gelesene Person. Zu ihrer taiwanischen Familie der Mutter hat sie einen guten Draht, die chinesische Seite will keinen Kontakt.

Nach ihrem Studium in Osnabrück geht sie mit ihrem Freund und späterem Mann Hanno nach Bochum, wo sie anfängt, verstärkt auf ihren Konsum und dem dazugehörigen Müll zu achten. „Wir hatten das gar nicht vor. Das kam so nach und nach.“ Irgendwann passte der gesamte Plastikmüll eines Jahres in ein handgroßes Glas.

Neben ihrem bereits erfolgreichen veganen Foodblog „Cake Invasion“ eröffnet sie 2015 einen weiteren Blog: Wastelandrebel.com, wo sie Tipps gibt, um nachhaltiger und müllfreier zu leben.

Ihr Blog schlägt voll ein. Sie schreibt ein Buch zu dem Thema: „Zero Waste: Weniger Müll ist das neue Grün„, das in mehreren Sprachen, sogar auch auf Chinesisch erscheint. Mittlerweile arbeitet Shia auch als Expertin beim WDR-Sender Cosmo.

„Damals ist die Idee, wenig Müll zu produzieren auf fruchtbaren Boden gefallen. Es war super polarisierend und ging medial noch mal ganz anders ab – positiv wie negativ.“

Weitere Themen: Warum ihr Studium keine Relevanz für ihr Berufsleben hatte und was sie denkt, was ihr geheimer Skill ist. Über peinliche Situationen in Taiwan (Asian Moms!“), wonach sie in Bahnhöfen sucht, wenn sie sich unsicher fühlt und wie Müllvermeiden Spaß macht.

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