Artikel verfasst von Frank Joung

Raffi Balboa ist Teil der Band OK KID. Der gebürtige Gießener erzählt im Podcast von seiner Jugend, in der er noch auf Jams gefreestylt hat, warum er chilenisches Essen schwierig findet und wie „Gute Menschen“ rechte Trolls angezogen hat.

Raffael Kühle, so Raffis bürgerlicher Name, wird im Juli 1985 in Gießen geboren. Seine Mutter kommt aus Chile, sein Vater ist Deutscher. Seine Kindheit beschreibt Raffi als behütet. Dörflich-ländliche Einflüsse und städtischeres Umfeld vereinen sich an seinem Wohnort, er spielt Linksaußen beim Handball und macht später Kung-Fu.

Kulturschock in der Heimat

Sein südamerikanischer Anteil sei immer präsent und positiv besetzt gewesen, sagt Raffi. Die Familie fliegt regelmäßig nach Chile. „Oder die Familie aus Chile ist zu uns gekommen. Der Zusammenhalt und die Beziehungen sind ganz anders als der deutsche Teil meiner Familie: viel herzlicher.“

Raffi lernt auch eine andere Art von Natur und Tierwelt kennen, was ihn sehr interessiert. Zurück in Gießen – immer der totale Kulturschock. “ Für mich war klar: Nach dem Abi bin ich weg.“ Das Gefühl der Enge, die Engstirnigkeit macht Raffi zu schaffen. Er kompensiert das Fernweh mit der Liebe zu Musik, damals vor allem zu Hip Hop. Ein großes Rap-Angebot gab es in Gießen aber nicht. „Wir haben viel selbst gemacht.“ Jams und Konzerte organisiert, gefreestylt.

Zivi in Chile

Nach dem Abi geht Raffi tatsächlich nach Chile, er absolviert da seinen Zivildienst in einem Jungen-Kinderheim. Eine Erfahrung, die ihn sehr prägt. Danach geht er zum Studieren wieder nach Deutschland: Schlagzeug in Hannover.

„Der Plan war aber, nach dem Musik-Studium wieder zurück nach Chile zu gehen.“ Doch es kommt anders. Mit der Musik läuft es gut. Erst mit der Jona:S, dann mit der umbenannten Folgeband OK KID. Raffi bleibt in Deutschland, zieht nach Köln und hat steigenden Erfolg mit der Band.

Rechte Trolls und Gute Menschen

2023 feiert OK KID zehnjähriges Jubiläum. Im Zuge des neuen Albums produzieren sie auch eine neue Version von „Gute Menschen“. Den Song hatte die Band bereits 2015 herausgebracht. Acht Jahre später hat das Lied nicht an Aktualität verloren. “ Es ist sogar eigentlich noch viel schlimmer geworden.“ Danach füllen sich die Kommentarspalten mit rechten Trolls.

„Da macht man sich erst bewusst, wie krass das sein muss, wenn man sich oft politisch äußert. Und wenn man keine Band ist, sondern eine Einzelperson. Was man da für einen Mist abbekommt. Was das auch für eine Kultur geworden ist, ist wirklich erschreckend. Die wollen, dass man Angst bekommt, sich Gedanken macht oder sich schlecht fühlt. Aber man darf dem nicht nachgeben, auch wenn es schwerfällt.“

https://okkidmusik.de/