Narku Laing ist Diversitytrainer, Berater und Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung an der Evangelischen Hochschule Bochum. Der 32-Jährige spricht bei Halbe Katoffl über die Kraft des Positiven, warum er so viel Lust am Streiten hat und weshalb ihn Kollisionen beim American Football vorangebracht haben. Wie Menschen auf einen jungen Schwarzen Professor wie ihn reagieren, was entscheidende Bausteine seiner Karriere waren und wie er gelernt hat, begeisternde Reden zu halten.
„Migration ist Liebe“
Narku wird Anfang März 1992 in Mainz geboren. Sein Vater ist Jamaikaner aus England, seine Mutter lebt in Deutschland und kommt aus Ghana. Sein Nachname hat einen schottischen Ursprung.
„Ich bin ein multikulturelles, globales Produkt. Wenn Menschen von Migration als Problem reden, sage ich immer: Migration ist Liebe. Ohne Migration hätten sich meine Eltern gar nicht kennengelernt. Geboren auf zwei Kontinenten, geheiratet auf einem dritten.“
Narku wächst in einem sehr weißen Umfeld in einem kleinen Ort auf. Die Eltern sind fürsorglich, aber die Familie hat finanzielle Probleme. Seine Jugend beschreibt Narku als ambivalent. „Ich bin teilweise nicht zu Geburtstagen gegangen, weil wir kein Geld für Geschenke hatten.“ Als er mit ca 14 Jahren zum ersten Mal zum American Football geht, macht er eine neue Erfahrung: „Da kommt ein großer, Schwarzer, dicker Junge – und die waren sehr happy, mich zu sehen.“
Wie ohne Streit gestritten wird
Der Erfolg des Football-Teams sei von Vertrauen und Zusammenhalt abhängig, beschreibt Narku. Man müsse sich im wahrsten Sinne des Wortes schützend voreinander stellen. Der Trainer zahlt später die Studiengebühren von Narku – heute ist er mit seiner Beratungsfirma „Vielfaltsprojekte“ der Hauptsponsor seines damaligen Teams!
Schon früh entdeckt Narku sein Talent und seine Leidenschaft zu reden – auch öffentlich. Er engagiert sich ehrenamtlich, bewirbt sich fürs Amt des Schülersprechers, nimmt an Präsentationswettbewerben teil. Er lernt: Wie ohne Streit gestritten wird und ohne Konflikt Konflikte gelöst werden. Und produktiver Streit macht ihm Freude. Er sieht Antirassismus als gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
„Wenn du Rassismus bekämpfen willst, dann musst du in Gremien, auf Podeste, in Hintergrundgespräche. Da musst du streiten, das gehört notwendig zum Beruf dazu. Und das Notwendige, da muss man dann Spaß dran haben, weil man machts so viel.“
Die Kraft des Positiven
Narku glaubt an die Kraft des Positiven, die eine größere Veränderungskraft mit sich trage. Neben seiner Arbeit als Professor ist er auch als selbständiger Diversitytrainer und -Berater tätig. „Als ich verstanden habe, dass ich das kann: Über etwas reden, was so anstrengend, was so schwierig, was so problematisch ist, habe ich gesagt: Das will ich mir zum Beruf machen.“
Heute nach – wie er betont – langer Zeit des Scheiterns und harter Arbeit, ist er ein gefragter Redner und Berater. Man schafft nichts allein, sagt er.
„Immer wieder auf Menschen zu hören die älter sind und mehr Erfahrung haben, war ein ganz entscheidender Baustein meiner Karriere.“
Diese Folge ist Teil der „Work-Edition“ mit dem Schwerpunkt Arbeit. Sie wird unterstützt von LinkedIn.
Kommentare von Frank Joung