Artikel verfasst von Frank Joung

Yelda Türkmen entwickelt mit ihrer Firma „Kanakfilm“ Medienformate fürs ZDF, SWR oder Netflix. Aber eigentlich, so sagt sie, sei sie grundfaul. Geboren in der Türkei, geprägt von ihrer iranischen Mutter und aufgewachsen in Düren vereint sie viele verschiedene Einflüsse. Ein Gespräch über fehlende Impulskontrolle, die Ansprüche asiatischer Eltern – und das Mysterium Sprudelwasser.

Aus der Türkei nach Düren

Yelda wird am 30. September 1984 in Diyarbakır, in der Osttürkei, geboren. Dort lebt sie die ersten sechs Jahre. Ihre Eltern – die Mutter ist Iranerin, der Vater Turkmene – sind politisch aktiv. Als der Vater umgebracht wird, zieht die Mutter mit Yelda erst nach Istanbul, eine Zeit, an die sich Yelda kaum erinnert, und danach nach Düren, NRW.

Während sie sich in den Anfangsjahren noch gerne „prügelt“, sei sie als Teenagerin sehr faul, aber brav gewesen: „Ich habe viel Fernsehen geguckt. Das Feiern kam erst später, mit Anfang 20.“ Nach der Schule studiert sie Medienwirtschaft an einer Privatuni, weil sie für die Filmhochschule, zu der sie eigentlich will, noch zu jung ist.

Unklare Zugehörigkeit

Was ihre Identität angeht, ist sie mit sich im Unreinen. Sie fühle sich weder der deutschen, türkischen noch der persischen Community voll zugehörig.

„Ich war und bin zerrissen, immer noch.“

Nach dem Studium macht sie ein Volontariat beim WDR und lernt das Handwerk Journalismus. Mit dem funk-Format „Jäger und Sammler“ werden sie und ihre Kolleg*innen 2018 für den Grimme Online Award nominiert.

2021 folgt dann ein großer Schritt in die Selbständigkeit. Sie gründet „Kanakfilm„, die erste „BPoc-Medienagentur Deutschlands“. Sie kreiert Fernsehformate wie „Five Souls“, „Sex/Life“ oder „Brudi Talk“. Immer divers besetzt, vor und hinter der Kamera. Über das Gründen sagt sie: „Ganz ehrlich: Manchmal bereue ich es. Geschäftsführung ist Pain. Es kostet mich Kraft. Es kostet mich keine Kraft, Geschichten zu erzählen.“

Weitere Themen: Wut als Antrieb, Claimen anderer Ethnien, Wohlfühlen im Mittelmaß, Mysterium Sprudelwasser, Ansprüche asiatischer Eltern und die immergleichen Gespräche bei Taxifahrten.