Artikel verfasst von Frank Joung

Paul Bokowski ist gebürtiger Mainzer mit polnischen Eltern. Der Autor veröffentlichte 2022 seinen ersten Roman. „Schlesenburg“ ist ein autofiktionales Werk. Im Podcast spricht der 40-Jährige darüber, warum er so lange bedenklich still war, wobei ihm Vorlesen geholfen hat und wie er seinen migrantischen Eltern ein Denkmal gesetzt hat.

Paul wird im Juli 1982 in Mainz geboren. Seine Eltern sind aus Schlesien und mussten 1981 aus Polen fliehen. Zunächst wohnen sie in einem Aufnahmelager in Friedland, dann später ziehen sie in eine eigene kleine Wohnung.

„Behütet aufgewachsen, aber abgeschottet“

„Eigentlich bin ich in einem polnischen Dorf aufgewachsen, nur, dass es kein Dorf war, sondern eine Sozialbausiedlung“, sagt Paul. Um ihn herum hätten fast nur polnische Familien gewohnt, eine krasse „Bubble“. Zu Hause spricht er dennoch nur Deutsch, selbst die Eltern sprechen in seinem Beisein untereinander Deutsch. Integration hat Priorität.“Ich bin behütet aufgewachsen, aber abgeschottet.“

An die Pubertät hat er keine so guten Erinnerungen. Er sei sechs Jahre lang „bedenklich still“ gewesen.

„Ich war ein Depri Teenager, habe nur schwarz getragen, sehr schweigsam. Ich habe mich krass in mich zurückgezogen und war an keinem guten Ort.“

Er ist dennoch ein guter Schüler, studiert nach dem Abi fast vier Semester Medizin, bis er irgendwie merkt. „Hier finde ich nicht raus, wer ich bin.“

Denkmal für seine Eltern

Erst als er Zugang zur Berliner Lesebühnenszene findet und sich traut, seine Texte auf der Bühne vorzulesen, blüht er langsam auf. Der innere Druck findet eine kreativen Ausgang. „Die Brauseboys sind Familie geworden“, sagt er über seine Kollegen. Er fängt an, eigene humoristische Bücher zu schreiben, die sich gut verkaufen, ist mehrmals in der Woche auf Bühnen, um zu lesen und seine Texte vorzutragen.

Dann kommt die Pandemie und Paul sitzt zu Hause.

Zum Glück bekommt er einen Buchvertrag für seinen ersten Roman. In „Schlesenburg“ verarbeitet er seine Erfahrungen als Deutscher mit polnischen Eltern. Das Buch ist auch eine Hommage an seine Eltern, an migrantische Eltern.

„Meine Eltern haben das Buch intensiv gelesen und verstehen es auch. Sie wissen, dass es ihre Geschichte ist und gleichzeitig nicht ist. Und sie wissen auch, dass es ein Denkmal ist – für die Leistung ihres Lebens.“

Weitere Themen: Hakenkreuze am Briefkasten, „Gaye Texte“, Lebensweg-Brüche, migrantischer Generationen-Neid, Boomer-Fans und Jürgen von der Lippe.