Artikel verfasst von Frank Joung

Anna Dushime ist Journalistin und Podcasterin mit ruandischen Wurzeln. Die 34-Jährige spricht im Podcast über das Familientrauma nach dem Genozid, die „bunte Mischung“ Rassismus, die sie erfahren hat, und ihre Elternzeit mit „Ehrenamt“.

Anna wird am 2. Oktober 1988 in Kigali geboren. Sie ist fünf Jahre alt, als der Völkermord in Ruanda seinen Lauf nimmt. Angehörige der Hutu töten einen Großteil der in der Minderheit lebenden Tutsi. Hunderttausende Menschen sterben innerhalb von nur 100 Tagen. Auch Annas Familie sind Tutsi. Ihr Vater wird ebenfalls umgebracht. Annas Mutter flieht mit den drei Töchtern ins benachbarte Uganda.

Die erste Schwarze Familie im Ort

1996 zieht die Familie nach England um und landet dann in Neukirchen-Vluyn in Nordrhein-Westfalen.

„Ich glaube, wir waren die erste Schwarze Familie, die dort gelebt hat – und das haben die uns auch spüren lassen. Ich habe erst in Deutschland gemerkt, dass ich Schwarz bin.“

Als Jugendliche ist Anna eher sicherheitsorientiert und brav. Ich war ein „Drinnie“, wie sie sagt. Sie schaut viel Nachmittags-Talkshows und Seifenopern und singt im Jugendchor. „Die ersten Jahre habe ich Ruanda wirklich vermisst.“ Auch wenn die Familie regelmäßig nach Ruanda reist.

„Ich wurde viel angefasst.“

Nach der Schule studiert Anna Marketing, unter anderem auch in den Niederlanden und in Budapest – wo sie noch mal eine ganz andere Art von Rassismus erfährt. „Ich wurde viel angefasst.“ Menschen machen Bilder von ihr oder geben ihr nicht die Hand.

„Das war so ein Rassismus, den kannte ich nur aus Büchern. Ich war so: Oh my God!“

Zurück in Berlin, wo sie mittlerweile und immer noch lebt, fängt sie nach einem Praktikum bei einem Startup bei Buzzfeed an, wo sie neben Pizza- und Katzencontent auch Artikel über Geflüchtete, die AfD oder Haare von Schwarzen schreibt. Nach einigen Jahren in der Werbung arbeitet sie heute als Redaktionsleiterin bei der Produktionsfirma Steinberger Silberstein, die Formate wie „Aurel original“ und „Browser Ballett“ produziert.

Derzeit ist sie in Elternzeit, eine Zeit, die sie genießt, auch wenn es anfangs gewöhnungsbedürftig war, nicht mehr so viel Zeit der eigentlichen Erwerbstätigkeit zu widmen. „Ich habe mich schon sehr stark mit meiner Arbeit identifiziert und dachte so OMG, wer bin ich, wenn ich nicht arbeite.“

Elternzeit mit „Ehrenamt“

So ganz ohne mediale Arbeit kommt sie aber auch in der „Babypause“ nicht aus. Ihren Podcast mit ihren Freunden Ar und Yelda „Hart unfair“ hat sie wieder aufgenommen und bald erscheinen weitere neue Talk-Formate, unter anderem eine Sendung für die ARD-Mediathek.

Weitere Themen: Private vs. öffentliche Trauer, Leiche bei Barbara Salesch, Content-Müllberge, Flohmarkt-Erfahrungen, Schwarze Mütter, Ruanda mit Baby und Sonnenbrillen.