Mohamed Chahrour ist Berliner mit libanesischen Eltern. Im Podcast spricht der Buchautor, Komponist und Podcaster über ärgerliche Clan-Klischees, wie ihn ein Klopapier-Video vorangebracht hat und wieso er „Failen“ im Beruf öffentlich macht.
Mohamed Ahmed Chahrour wird am 15. Mail 1993 in Berlin geboren. Seine Familie stammt aus dem Libanon. Schon in jungen Jahren wird er damit konfrontiert, dass sein Nachname ihm vorauseilt. Chahrour ist als „Clan“ bekannt – es ist ein Image, mit dem Mohamed, seit er klein ist, umgehen lernt: Clan, arabische Großfamilie gleich kriminell. „Ich war nie so der Schlägertyp, eher die Nervensäge“, sagt Mo lachend.
Immer (noch) auf der Flucht
Mohamed hat sieben Brüder. In seiner Familie lernt er früh: „Wir sprechen nicht über den Bürgerkrieg. (im Libanon)“ Erst im Zuge der Recherche für sein Buch „Dakhil – Inside arabische Clans“ bekommt er hautnah zu spüren, wie tief die Traumata seiner Eltern sitzen. Aber auch er – in Berlin geboren – spürt die Ablehnung der deutschen Gesellschaft.
„Als ich 12 war, habe ich mich gefragt: WAS bin ich überhaupt? Das hat mich fertig gemacht. Nur, dass wir keine Deutschen waren, das war ganz klar. Wir waren sicher hier, aber immer auf der Flucht. Teilweise fühle ich mich heute noch nicht richtig angekommen.“
Als Jugendlicher wird Mo ständig von der Polizei kontrolliert, durchsucht, körperlich angegangen – Alltag für ihn. In die Schule kommt er manchmal nur, um wieder zu gehen und zu schwänzen. „Ein richtiges Opfer“, sagt er heute lachend über sein junges Ich. Halt gibt ihm seine Familie, seine Brüder, die ihn vom kriminellen Weg abhalten.
„Man behandelt mich wie einen Kriminellen – da hat man dann den Gedanken: Ich habe Stress mit der Polizei, wie Kriminelle das haben. Ich habe Stress mit der Gesellschaft, wie Kriminelle das haben, ich finde keinen Job, wie Kriminelle das teilweise haben. Bro, ich habe nur das Geld eines Kriminellen nicht. Was hält mich davon ab, kriminell zu sein?“
Mo widmet sich der Musik. Er hat den Traum, Beats für den Rapper Bushido zu produzieren. Mo macht Mixed Martial Arts. „Kampfsport hat mich von der Straße ferngehalten.“
Chopin statt Tupac
Doch der Weg zum erfolgreichen Hip-Hop-Produzenten ist steinig. Heute komponiert er mehr klassische Stücke. „Chopin statt Tupac“, sagt er. Als ihn ein Scout im Gym anspricht, ob er nicht schauspielern will, bewirbt sich auf eine Rolle in „4 Blocks“. „Das Live Casting habe ich leider total versemmelt.“
Aber Mo sieht sich selbst als Work in Progress. „Ich muss es ein paar Mal falsch machen, damit ich es richtig machen kann. Ja, ich scheitere, aber ich mache. Ich ackere, ich mache.“
Ein Projekt, das sehr erfolgreich ist, ist der Podcast „Clanland„, der sich mit arabischen Großfamilien auseinandersetzt. Und 2022 ist auch das Buch „Dakhil – Inside arabische Großfamilien“ erschienen.
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Kommentare von Frank Joung