Artikel verfasst von Frank Joung

Bob Blume ist Lehrer. Als „Netzlehrer“ ist er auch über seine Schule hinaus bei TikTok und Instagram sehr bekannt geworden. Mit Frank spricht Bob über seine komplizierte, ungeklärte Herkunftsgeschichte, was er in der Waldorfschule gelernt hat und warum er so mit dem Lehrerdasein hadert.

Asiatisch? Weiß nicht

Bob wird 1982 in Herdecke geboren. Er wächst in Hagen auf – bis sich seine Eltern trennen und er nach Bochum zieht. Was sein Aussehen angeht, macht er gemischte Erfahrungen in der Wahrnehmung anderer. Die einen sehen ganz klar ostasiatische Züge, andere hingegen sehen diese gar nicht. Warum er die hat – und wieso auch sein Vater phänotypisch noch asiatischer aussieht, kann (oder will) niemand in seiner Familie genau sagen. Das bleibt bis heute relativ ungeklärt.

Auch was den Namen angeht, hat Bob, eine komplizierte Hintergrundgeschichte zu bieten. Denn bei der Geburt hat er noch zwei andere Vornamen – die aber nie jemand benutzt und die nicht mal in seinen Grundschulzeugnissen stehen. Seine Eltern nennen ihn Bob – nach Bob Marley. Irgendwann ändert er den Namen schließlich auch offiziell. Denn: „Mich haben alle immer nur Bob genannt.“

Schläge kassiert – keine Ahnung, warum

Unabhängig von der ungeklärten Familiengeschichte und des anscheinend nicht für alle sichtbaren ostasiatischem Einschlags erlebt Bob viel Rassismus. „Ich habe Schläge kassiert und wusste nicht, warum.“ Bis heute hat er das Gefühl, dass er nicht überall sicher ist. „Für mich war immer klar, bis heute, dass ich wissen muss, wohin ich gehe.“

Bob geht in die Waldorfschule. Die Erfahrungen prägen ihn bis heute, auch wenn er die theoretische Auslegung nach Rudolf Steiner mittlerweile sehr kritisch sieht. „Was ich gelernt habe, ist etwas zu tun, was ich tun wollte.“

Potenzial? Keine Zeit in der Schule

Als Student blüht er noch mehr regelrecht auf, sagt er. In der Uni findet er spätestens die große Leidenschaft am (wissenschaftlichem) Lernen, Arbeiten und Diskutieren. Dass er Lehrer werden will, wird ihm in einem Praktikum in der Schule klar. Auch wenn er großen Spaß in der Arbeit mit Jugendlichen hat, sieht er die Institution Schule mittlerweile so kritisch, dass er seit einigen Jahren übers Internet versucht, auf die Missstände aufmerksam zu machen.

„Das Potenzial von Kindern und Jugendlichen blitzt immer da auf, wo man sie mal machen lässt. Und dafür ist in der Schule leider viel zu wenig Zeit.“

Bob hat mehrere Podcasts, hat einige Bücher geschrieben und ist sehr aktiv auf Social Media unterwegs. Eins ist ihm sehr wichtig: „Ich möchte den Kindern gerecht werden und Freiraum schaffen für echtes Lernen.“

https://bobblume.de/

Podcasts: „Die Schule brennt“ und „Netzlehrer“

Buch: „Zehn Dinge, die ich an der Schule hasse“

Social Media: @netzlehrer