„Ich fühle mich als Araber.“ Marcel Nadeem Aburakia ist in Deutschland geboren. Sein Vater kommt aus Palästina, seine Mutter aus Niederbayern. Der 24-jährige Moderator und Podcaster spricht mit Frank beim Zündfunk Netzkongress über seine frühe Politisierung, erdende Palästinabesuche und sein lukratives Geschäft mit der Shisha.
„Aburakia – der Name lief immer auf Terrorismus hinaus“, sagt Marcel. Palästina verbänden viele mit dem Nahostkonflikt und dem Terrorattentat von München 1972. Der Name „Marcel“ hingegen sei nicht etwa ein Versuch, sich namensmäßig in Deutschland anzupassen, sondern vor allem eine Hommage an den libanesischen Sänger Marcel Khalife.
„Ich habe mich geschämt“
Marcel wächst in einer wohlhabenden Gegend in München auf – allerdings in einem der Häuser, in denen Menschen wohnten, die weniger gut situiert waren. Früh erkennt er die sozialen und finanziellen Unterschiede in seinem Umfeld. „Ich habe mich geschämt für unsere prekäre Lage, daher habe ich selten Freunde mit nach Hause genommen.“ Er muss sich beispielsweise ein Zimmer mit seinem jüngeren Bruder teilen.
Sein Vater, mit dem er ausschließlich Arabisch spricht, sensibilisiert ihn früh für größere politische Zusammenhänge. „Ich wollte wissen, warum mein Vater weggegangen ist.“ Nach seinem ersten Besuch bei der palästinensischen Familie wird ihm klar: „Wir sind ein Flüchtlingsvolk.“ Ein Großteil der Menschen mit palästinensischen Wurzeln lebt im Ausland; der Staat wird nicht überall als eigenständige Einheit anerkannt.
„Die palästinensische Familie ist Heimat“
Marcel erlebt Herzlichkeit und Gastfreundschaft – etwas, was er bei seiner erweiterten deutschen Familie in Niederbayern vermisst.
„Die palästinensische Seite war Heimat. Das war Wärme und Liebe. Ich bin immer sehr geerdet zurückgekommen, weil ich wusste, hier sind meine Wurzeln.“
Marcel fühlt sich eher der arabischen Seite zugehörig; lange hat er gestruggelt mit seiner Identität. Er hat in jungen Jahren den – wie er selbst sagt – „Quotenaraber“ gespielt, als er beispielsweise mit der Shisha zu Partys gegangen ist, auf die er nicht eingeladen war. „Ziehen hat 3 Euro gekostet“, erzählt er lachend.
„Ich habe mich jahrelang hinter meinem Weißsein versteckt.“
„Ich musste immer besser sein“
Marcel studiert Journalismus an einer Privatuni – wo er auf Kommilitonen trifft, die aus ganz anderen Verhältnissen stammen als er und mit denen er nicht richtig warm wird. Das sehr weiße, wohlhabende Uni-Umfeld spornt ihn jedoch an und animiert ihn dazu, sich sehr anzustrengen:
„Es musste immer extra sein, immer over the top. Ich musste was kompensieren, von dem ich nicht genau wusste, was es war.“ Marcel ahnt: Wenn er eine Chance haben will in dem Business, dann muss er besser sein als die anderen.“
Heute ist er Moderator des Instagram-Kanals „Fußballhelden“ und des Podcasts „Kanackische Welle“, den er gemeinsam mit Malcolm Ohanwe ins Leben gerufen hat.
Weitere Themen: Namensänderung, arabische Schule und Berufswunsch Diplomat
Marcel auf Instagram: @marcelnadeem @kanackischewelle
Die Live-Aufnahme ist auf dem Zündfunk Netzkongress 2019 entstanden. Mit freundlicher Genehmigung des BR (Bayern 2).
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Kommentare von Frank Joung