Malcolm Ohanwe ist in München geboren, hat einen nigerianischen Vater und eine deutsche Mutter mit palästinensischen Wurzeln. Der 26-Jährige sagt über seine Identitätssuche: „Eigentlich war es ganz einfach: Ich war immer schwarz.“ Mit Frank spricht er über seine „flashy“ Persönlichkeit, Rassismuserfahrung mit seiner Oma und warum alle – vor allem People of Color – nach vorne preschen sollten.
Afrikanisch und arabisch
Der Barber Shop ist ein wichtiger Ort für Malcolm gewesen – er ist es wahrscheinlich bis heute. Sein Vater betreibt einen Laden in München. Als Malcolm jünger war, hing er hier nach der Arbeit viel ab. Hier wurde ständig geredet, gelacht und diskutiert, den ganzen Tag liefen die Nachrichten, vor allem CNN.
Und obwohl sein Vater laut Malcolm ordentlich Deutsch spricht, bevorzugt er, amerikanisches Englisch zu sprechen. Das sei besser angekommen als gebrochenes Deutsch mit afrikanischem Akzent. Sein Vater war es auch, der ihm ein gesundes Selbstbewusstsein mitgegeben hat. „Er hat immer gesagt: ‚You are a nigerian man!‘ Mein Vater ist ein gemachter Mann und stolz drauf!“
Das ist die eine Welt, denn die Eltern trennen sich früh. Auf der anderen Seite die Familie seiner Mutter: „Meine Familie ist so wie du dir bildungsferne Kanacken vorstellst.“ Seine Mutter habe sich aber viel Mühe gegeben, Malcolm und seinem jüngeren Bruder kulturell etwas zu bieten, zum Beispiel durch Musikkurse und durch viele Reisen. Auch nach Palästina reiste Malcolm als Kind oft, obwohl seine Mutter und große Teile der Familie nie dort gelebt haben. Dort sei er als „Schwarzer“ zwar aufgefallen, aber: „Ich habe angenehme Erinnerungen an Palästina.“ Bis heute ist es ihm wichtig, diese Verbindung zu halten.
„Ich habe die verschiedenen Welten mitbekommen, aber eher ghettomäßig. Nicht wie ein Diplomatenkind. Es war harte Arbeit.“
Selbstbewusstsein als Überlebensstrategie
In der Schule hat er es nicht leicht. Er wird verspottet und gemobbt: „Affe! Gorilla! Die Baumschule ist nebenan!“ Solche Sprüche muss Malcom sich auf dem Gymnasium anhören. „Das war mein Einstieg in die intellektuelle Elite.“ Doch er lässt sich davon nicht beeindrucken. „Es war mir egal. Ich war sehr selbstbewusst und hielt mich für den heißesten Shit unter der Sonne.“ Zudem war er ein guter Schüler.
„Ich wusste immer: Ich habe Charisma. I’m okay. Das ist mein Überlebensmechanismus. Aber damit kommen viele nicht klar.“
Malcolm macht sein Ding. Er schreibt schon als 13-Jähriger Wikipedia-Artikel, singt leidenschaftlich und hofft auf eine Karriere im Showbusiness. Er will ganz groß rauskommen. Dass er doch einen akademischen Weg wählt, verdankt er einem nigerianischen Kollegen, der ihm dazu rät, einen Universitätsabschluss zu machen. Nach seinem Studium der Anglistik und Romanistik absolviert Malcom derzeit ein journalistisches Volontariat beim Bayrischen Rundfunk.
„Das hat mich wirklich verletzt“
Auch in seinem Job macht er so manche diskriminierende Erfahrung. Doch die wohl größte Verletzung erlebt er in seiner eigenen Familie. Nach einem Streit mit seiner palästinensischen Oma beschimpft sie ihn als „Scheiß Afrikaner“. Zwar habe es schon immer Sticheleien seiner palästinensischen Familie in Richtung seines afrikanischen Vaters gegeben. Aber diesmal geht die Großmutter zu weit. „Das hat mich wirklich verletzt“, sagt Malcolm.
Aber Malcolm weiß inzwischen auch, wie es sich anfühlt, privilegiert zu sein. Er lebt aus beruflichen Gründen für einige Wochen in Nigeria. „Da gelte ich als weiß. Das ist voll angenehm, weil du merkst, wie es ist, weiß zu sein. In Nigeria war ich einfach Mensch.“
Weitere Themen: Kirchenpartys, Black Music, Bergsteigen und wie aus Malcolm plötzlich ein Türke wird.
Malcolm auf Instagram: @malcolmmusic
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Kommentare von Frank Joung