Artikel verfasst von Frank Joung
Diese Episode ist Teil der Serie „Sport-Edition“

Rund 80 Millionen Menschen sind auf der Flucht. In dieser Bonusfolge berichten fünf Menschen, wann, wie und warum sie ihr Heimatland verlassen mussten. Wer ihnen half und was sie vermissen.

Der 20. Juni ist der „Weltflüchtlingstag“ aka Weltgeflüchtetentag.

„An diesem Tag würdigen wir ganz besonders die Stärke, den Mut und die Widerstandsfähigkeit, die Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Staatenlose täglich aufbringen.“

UN-FLÜCHTLINGSWERK (UNHCR)

2019 waren rund 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Das sind fast so viele wie in Deutschland leben und tatsächlich neun Millionen Menschen mehr als im Vorjahr. Es ist gleichzeitig die größte Zahl an gewaltsam Vertriebenen, die das UN-Flüchtlingswerk in seiner 70-jährigen Geschichte jemals registriert hat.

Die meisten Geflüchteten leben in der Türkei, dann folgen Kolumbien, Pakistan, Uganda und auf Platz 5 mit rund einer Million geflohenen Menschen: Deutschland.

„Albträume vom Krieg“

In dieser Episode geht es um fünf Menschen, die einen Fluchthintergrund haben. Shugaa, Parisa, Wael, Melina und Pouria – sie alle mussten zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben ihr Geburtsland verlassen. Sie alle sind auf unterschiedlichen Wegen nach Deutschland gelangt und haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Sie erzählen in dieser Bonusfolge in einer Art Oral History, warum sie flüchten mussten, wer ihnen geholfen hat und was sie sich wünschen für die Zukunft.

Wael Shueb

Karate- und Fitnesstrainer Wael Shueb, 32, hat sich auf den beschwerlichen Weg aus Syrien begeben.

Wael Shueb
Wael Shueb ist aus Syrien geflohen (Foto: Gitti Kraußer).

„Ich dachte: Ich gebe einfach Deutschland ins Navi ein und guck, wie weit ich komme.“

Wael Shueb, Karate- und Fitnesstrainer, Syrien

Melina Borčak

Journalistin Melina Borčak trauert um ihre Heimat, die ihr gleich zwei Mal genommen wurde. Nachdem sie erst dem Genozid durch die Serben entflohen war, wurde sie nach ein paar Jahren in Deutschland wieder abgeschoben.

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Melina Borčak ist als Kind aus Bosnien geflohen (Foto: privat).

„Ich habe mich als deutsches Kind gefühlt. Als wir wieder nach Bosnien zurückmussten, war das ein Schock. Ich hatte Alpträume vom Krieg. Meine Mutter hat es nicht übers Herz gebracht, mir zu sagen, dass wir nicht wieder nach Deutschland zurückkehren. Ich dachte, wir fahren in den Urlaub.“

Melina Borčak, Journalistin, Bosnien

Parisa Rahmati

Schülerin Parisa Rahmati, 19, hat schon in jungen Jahren viel durchgemacht. Sie musste erst den Iran und dann auch Afghanistan verlassen.

Parisa Rahmati ist im Iran geboren und kam aus Afghanistan nach Deutschland (Foto: privat).

„Wir mussten das Land verlassen, weil es zu gefährlich wurden wegen der Taliban. Wir konnten nicht zur Schule gehen, wir durften nicht wie normale Menschen leben.“

Parisa Rahmati, Schülerin, Afghanistan

Pouria Taheri

Orthopäde und Unfallchirurg Pouria Taheri, 40, ist als Kind mit seinen Eltern aus politischen Gründen aus dem Iran geflohen.

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Pouria Taheri ist im Iran geboren und kam in jungen Jahren nach Deutschland (Foto: Frank Joung)

„Von der Flucht (als Kind) erinnere ich mich noch, wie wir in einer Nacht- und Nebelaktion über die Grenze gebracht wurden und ich einen der Begleiter gesehen habe und nur dachte: Was für ein Pferd und was für ein Gewehr!“

Pouria Taheri, Orthopäde und Unfallchirurg, Iran

Shugaa Nashwan

Shugaa Nashwan, 22, Para-Judoka und Psychologiestudent, ist aus dem Jemen nach Deutschland gekommen. Er tat sich schwer, sich sowohl mit Deutschland als auch seinem Geburtsland zu identifizieren.

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Shugaa Nashwan ist im Jemen geboren. Aufgrund einer Augenkrankheit hat er nur wenig Sehkraft (Foto: Frank Joung).

„Es gibt kein perfektes, nationales Gesellschaftssystem. Ich will auch nicht mehr danach suchen. Ich möchte Verantwortung übernehmen – nicht für eine bestimmte Volksgruppe, sondern für die Menschheit als Ganzes. Denn das ist meine Zugehörigkeit.“

Shugaa Nashwan, Para-Judoka und Psychologiestudent, Jemen

Die Serie “Halbe Katoffl Sport“ ist im vergangenen Jahr in Kooperation mit „Integration durch Sport“ entstanden, anlässlich dessen 30-jährigen Jubiläums. Das Bundesprogramm wird vom Bundesinnenministerium und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert. Wegen des großen und positiven Zuspruchs wird die Podcastreihe in diesem Jahr fortgeführt. Sie erscheint immer Mitte des Monats. Dies ist eine Bonusfolge zum Weltflüchtlingstag. Hier findest du die anderen Sport-Episoden.