Alli Neumann spricht im Podcast über Fettnäpfchen, stressige Geburtstage und kopflose Hühner. Die Sängerin beschreibt den Outlaw unter den Instrumenten, redet über das Lebenswerk ihrer polnischen Mutter und erinnert sich, ab welchem Moment sie stolz war über ihre Herkunft.
Nie polnisch geredet
An Solingen, ihren Geburtsort, hat Alli keine Erinnerungen. Sie hat dort nie gelebt. Ihre Mutter wollte sie in einem deutschen Krankenhaus gebären, sagt Alli. Und im Solinger Krankenhaus habe es einen polnischen Arzt und polnischen Schwestern gegeben. Deswegen Solingen.
Die ersten Jahre wächst Alli aber in Polen auf. Ihr deutscher Vater ist nach Allis Angaben „Lebenskünstler“ und reist viel herum, die Mutter fühlt sich in Polen wohler als im unvertrautem Deutschland. Als Alli schulpflichtig wird, ziehen sie aber nach Schleswig-Holstein, an die deutsch-dänische Grenze und wohnen da „aufm Land“.
„Wir haben nie polnisch geredet in der Öffentlichkeit“
Plattenvertrag mit 13
Polnisch ist verpönt. Die Mutter vermeidet es, polnisch zu sprechen. Alli behauptet in der Schule, dass sie zur Oma in den Harz fahren würde, anstatt zu sagen, dass sie zur Familie nach Polen fahren. „Mann, war mir das peinlich damals“ – was ihr wiederum heute peinlich ist.
Alli lernt Deutsch mit alten Musikplatten, von Connie Francis oder France Gall – selber keine Muttersprachlerinnen. „Wir haben viel Musik gemacht zu Hause“, erzählt Alli. Schon als Schülerin tritt sie bei Stadtfesten auf und singt gecoverte Songs.
Schon mit 13 bekommt sie ihren ersten Plattenvertrag, zieht mit 15 nach Hamburg in eine WG mit Mimi Müller-Westernhagen und versucht sich als Musikerin. Als daraus erstmal nichts wird, kehrt sie an ihre alte Schule zurück. „Es war nicht so erfolgreich, ich habe gar nichts rausgebracht und wusste noch gar nicht, was ich will.“
Im dritten Anlauf zur Karriere
Als Teenager ist Alli sehr rebellisch.“ Sie rutscht in die „Rockwelt“ ab, macht wilde Musik und trägt Kartonkleid. „Ich habe mich als Punk identifiziert.“ Gleichzeitig – in Abgrenzung zu ihren Eltern, die sehr alternativ leben –, hat sie irgendwann auch „Bock, Geld zu haben“. Auch wenn es mit dem Geldverdienen mit der Musik noch nicht ganz klappt. „Immer noch keinen Cent verdient, nur investiert.“
Nach der Schule macht sie nach eigenen Angaben erstmal ganz wirre Musik, englischsprachig, Blues Rock und ist schon dabei, das Ganze aufzugeben.
„Ich war schon eingeschrieben für ein Studium in Veterinärmedizin – bis ich Misla, meine heutige Managerin, kennengelernt habe – und seitdem 3,2,1 arbeite ich die ganze Zeit.“
Alli singt jetzt auf Deutsch, spielt in Filmen mit, macht einen Song mit Trettmann und bringt 2021 ihr erstes Album „Madonna Whore Komplex“ heraus. Eine breitere Bekanntheit erlangt sie durch die TV-Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“. Ende Oktober 2023 bringt sie ihr zweites Album „Prime Time“ heraus.
Kommentare von Frank Joung