Artikel verfasst von Frank Joung

Ihr Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ hat Alice Hasters großen Erfolg beschert, aber auch ihr Leben gehörig durcheinandergewirbelt. Mit Frank spricht sie über anstrengende Aufklärungsarbeit, ihr Austauschjahr in Phildelphia, japanische Vornamen – und ihren Rap-Schulauftritt.

Alice Haruko Hasters wird im Juni 1989 in Köln geboren. Ihr Vater ist aus Düsseldorf, ihre Mutter aus Philadelphia. Rassismus spielt in der Familie früh eine Rolle. Alices Mutter hat bereits aktivistische Erfahrungen in den USA gemacht und gibt sie an ihre Töchter weiter. Alice ist die jüngste der drei Schwestern. Das Zuhause ist von Bewegung und Sport geprägt. Der Vater hat Sport studiert und ist professioneller Trampolinspringer, die Mutter professionelle Tänzerin.

Kita in einer No-Go-Area

Alice erinnert sich gerne an ihre Kita, in die viele Kinder aus verschiedenen kulturellen Backgrounds gehen. Dass die Einrichtung angeblich in einer „No-Go-Area“ liegt und das Gebäude, in dem sie beheimatet ist, „Aldi-Hochhaus“ genannt wird, erfährt sie erst später. Auch in der Grundschule ist die Vielfalt hoch. „Da wurde ich allerdings gemobbt“, sagt Alice.

Ihre Jugend ist geprägt von Hip Hop und Soul, der Musik der älteren Schwestern. Während ihre Klassenkamerad*innen in der Fünften Britney Spears hören, hört sie „The Roots“. Sie beschreibt sich selbst als nachdenklich, melancholisch, beobachtend. Auf dem Gymnasium sei sie zwar oft in der „beliebten Gruppe“ gewesen. „Aber ich war nie der Main Character, eher der Sidekick.“

Schwarzsein in Philadelphia

Als sie mit 16 ein Austauschjahr in Philadelphia macht – erst bei ihrem Onkel, dann bei ihrer Cousine unterkommt, beschäftigt sie sich nochmal neu mit dem Thema Schwarzsein. „Es war auch eine spezifisch afroamerikanische Erfahrung, die ich da gemacht und gesucht habe.“ Sie sei sehr dankbar für dieses Auslandsjahr – trotz der teilweise schwierigen familiären, schulischen und gesellschaftlichen Umstände. „High School is a rough Place“, sagt sie lachend.

Als sie ein Jahr später wieder nach Deutschland zurückkehrt, bekommt sie einen Kulturschock. Es ist 2006. Fußball-Weltmeisterschaft der Männer. Alice ist geschockt von den vielen Deutschland-Flaggen.

„Mit einem größeren Kulturschock kann man nicht wieder zurückkommen. In den USA habe ich noch allen erzählt: Nie im Leben würdest du jemanden mit einer Deutschlandfahne sehen. Das macht man hier einfach nicht. Und dann falle ich in ein Meer von Deutschlandfahnen und dachte: What is going on?“

Podcast, Buch und Corona

Nach dem Abi studiert sie erst Sport auf der Sporthochschule in Köln und geht dann nach München zur Deutschen Journalistenschule. 2016 gründet sie mit ihrer Schulfreundin Maxi den Podcast „Feuer und Brot“, wo sie Themen zwischen Politik und Popkultur besprechen.

2019 erscheint ihr Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ – was, vor allem nach dem Tod von George Floyd und der Black-Lives-Matter-Bewegung ein Jahr später – noch mal richtig mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhält. Eine aufregende, intensive und zuweilen auch überfordernde Zeit für Alice, zumal das alles in die Corona-Phase passiert. „Aber Grenzen setzen war etwas, was ich lernen musste“

Weitere Themen: Small Talk über Rassismus, japanische Zweitnamen, Klischees über amerikanische Schwarze, der Song „Adriano“, Zirkus Krone und Dieter Nuhr – und ein sehr zweifelhafter Spitzname.