Artikel verfasst von Frank Joung

Teo Yoo ist weltweit bekannt geworden durch den Oscar nominierten Film „Past Lives“. Der in Köln geborene koreanische Schauspieler spricht bei Halbe Katoffl über schlimme Privatschulerfahrungen, Basketballcamps mit Prügelstrafe und verstaute Emotionen. Wie Diamanten seine Jugend beeinflussten, was er auf der Lee-Strasberg-Schauspielschule in New York gelernt hat – und warum er nach Korea gegangen ist, um dort zu leben und arbeiten.

Teo wird am 11. April 1981 in Köln-Kalk geboren (unter einem anderem Namen, Teo Yoo ist sein Künstlername). Bis er neun Jahre alt ist, wächst er in der Domstadt auf. Wie bei vielen Koreaner*innen der zweiten Generation in Deutschland ist sein Vater Bergarbeiter und seine Mutter Krankenschwester. Seine Erinnerungen verdunklen sich vor allem, als er mit seiner Familie aus Köln wegziehen muss – in ein „Kaff“, wie er sagt. Dort erlebt er viel Einsamkeit und macht „schlimme Erfahrungen“ in der Privatschule.

Prügelstrafe und Zugang zu Kultur

Erst als die Familie wieder nach Köln zieht , macht ihm „seine Jugend wieder Spaß“. Er spielt Basketball und fährt fünf Sommer lang zum Sportcamp nach Südkorea. Eine harte, aber lehrreiche Erfahrung mit viel Drill und Prügelstrafen. In der Schule hat er erstmals Zugang zu Kultur. Prägende Lehrer*innen bringen ihm Literatur und Filme nahe.

Eigentlich hat Teo vor, zur Sporthochschule in Köln zu gehen, doch nach dem Fachabi zieht es ihn erstmal nach New York, zum „Lee-Strasberg Theatre und Film Institute“. Die ersten zwei Wochen sind bereits sehr prägend. Als ihn die Direktorin beiseitezieht und ihm mitteilt, dass sie was in ihm sehe, setzt er alles daran, Schauspieler zu werden.

„Da habe ich mir vorgestellt: Könnte ich 70 Jahre alt sein, in Deutschland leben, tagsüber in einem Büdchen, einem Kiosk arbeiten und abends schauspielern? Und wenn es keine Bühne gibt, im Park für Kinder und Familien am Sonntag den Clown spielen? Könnte ich damit glücklich sein? Und diese Vorstellung hat mich total glücklich gemacht.“

Was wäre, wenn … in Korea

Nach seiner Ausbildung in New York muss er die romantische Schauspielseite mit der Business-Seite vereinen. Er tingelt durch die Weltgeschichte, spielt in London, Berlin. 2008/09 zieht er nach Korea mit seiner Frau – weniger ein Businessmove, sondern eher „blindes Vertrauen“, wie er sagt. „Meine Frau ist der Anker in der Welt.“

Es geht auch darum, sich selbst in dem Heimatland seiner Eltern neu kennenzulernen und zurechtzufinden. „Ich habe mir gedacht, es wäre mal interessant zu erkunden, wie es gewesen wäre, wenn ich als Koreaner (in Korea) geboren und aufgewachsen wäre.“

Teo hat auch krasse Downphasen. Um 2016/17 herum hat er mit Depressionen zu kämpfen und macht ein Jahr Therapie.

„Das war die krasseste Phase für mich emotional. Es hat schon zehn Jahre gedauert, bis ich meinen Frieden gefunden habe mit mir selbst – was ich an Ehrgeiz loslassen musste, was ich umarmen konnte, was ich verändern und was ich nicht verändern kann.“

Leto und Past Lives

Teo sammelt viele Erfahrungen bei Projekten in anderen Ländern. Er dreht auf Bali, in Vietnam, Thailand oder Russland. Bei „Leto“ spielt er die sowjetische Musiklegende Viktor Tsoi. Tsoi hatte koreanische Wurzeln und war der Fronsänger der Band KINO. Teo musste den gesamten Film über russisch sprechen und singen – was ihm erst nicht gesagt wurde.

Der bislang größte Erfolg aber kam 2023 mit „Past Lives“. Die Hauptrolle brachte ihm eine Golde-Globe-Nominierung ein und er war sogar im Gespräch für den Oscar. Auch wenn es mit den ganz großen Preisen nicht gereicht hat, hat es ihm doch die Tür geöffnet zu US-amerikanischen Filmindustrie verschafft.

„Das war mein Ziel. Dass ich Teil einer Community werde. Dass ich die ganzen Produzenten, Regisseure und Castingdirectors kennenlerne – und das war als Erfahrung sehr schön. Es war sehr stressig und erschöpfend, aber es hat sich gelohnt, weil die Perspektive nicht ‚Wettbewerb‘ ist, sondern die Perspektive war: Wir sind Teil einer Community.“