Artikel verfasst von Frank Joung
Diese Episode ist Teil der Serie „Work-Edition“

Diplom-Psychologin Stephanie Cuff-Schöttle hat einen US-amerikanischen Vater und eine deutsche Mutter. Die 40-Jährige spricht im Podcast über ihren kreativen Kampfgeist bei rassistischen Sprüchen, traumatische Polizeikontrollen und warum sie von befreundeten „Sexy Black Men“ genervt war.

Stephanie wird 1981 in Ludwigsburg geboren. Ihr Vater ist bei der US-Army und in Deutschland stationiert. Sie wächst – vor allem nach der Trennung der Eltern – viel bei ihren Großeltern auf. Hinter dem Haus: große Wiese und Obstbäume. „Es roch nach Gras“, erinnert sich Stephanie.

Trauma nach Polizeikontrollen

Doch während das Umfeld idyllisch wirkt, fühlt sich Stephanie nie Teil des Schwabenlandes. Ihre Großeltern kommen aus Nordrhein-Westfalen. Zwar habe sie ihr Vater in ihrer Schwarzen Identität gestärkt, aber nach der Trennung, zieht er in die USA. In ihrer Familie ist sie danach die einzige Schwarze.

„Ich habe mich nie mit einer Community verwurzelt gefühlt. Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich irgendwo ganz dazugehöre.“

In der Jugend verstärken sich der Alltagsrassismus. In der Schule erlebt sie Mobbing und „Rassismus aller Couleur“. Wenn sie mit ihren Freund*innen unterwegs ist, werden sie ständig von der Polizei angehalten. „Wir konnten nirgendwohin gehen, wir wurden immer kontrolliert, es war furchtbar.“ Die Kriminalisierung der Polizei hat Spuren bei ihr hinterlassen. Auch heute noch wird sie im Angesicht von Polizist*innen schnell nervös. „Das ist ein Trauma, ganz klar.“

„Es war eine Erleuchtung“

In der Jugend hat sie eine Phase, in der sie Missionarin werden will. Im Rahmen der Kirche kann sie zum ersten Mal offen über ihre Erfahrungen mit Rassismus berichten – ohne, dass ihr jemand die Erfahrung abspricht. „Der Glaube hat mich erst mal getragen. Ich war gut vor Gott.“

Sie studiert dann aber doch Psychologie: „Ich habe mich schon immer dafür interessiert, warum Menschen Dinge tun, die ihnen offensichtlich nicht gut tun.“ Warum von Rassismus betroffene Menschen beispielsweise die ihnen zugewiesenen Stereotypen immer wieder selsbt bedienen.

„Es braucht Mut zu sagen: Ich kack auf all die Begrenzungen und ich bin, was ich fühle. Ich merke, dass es viele nicht machen und dass dadurch so viel Leid entsteht.“

Gerade als sie bei OPRA anfängt und psychologische Beratung für Opfer rechtsextremer, rassistischer & antisemitischer Gewalt anbietet, lernt sie selbst viel dazu. „Da habe ich mich noch mal anders mit Rassismus auseinandergesetzt, auch wissenschaftlich. Es war eine Erleuchtung.“

Rassismussensible Beratung

Nach mehreren Ausbildungen bietet Stephanie heute rassismussensible Einzelberatung und Paartherapie in Berlin an. 2018 gründete sie zusammen mit Alina Hodzode myurbanology.de, eine Onlineplattform für Schwarze und PoC-Perspektiven im deutschsprachigen Raum.

Weitere Themen: Warum wir unsere Partner*innen wählen, Skulpturarbeit bei der Paarberatung & Wiedergutmachung mit Schokolade.

Diese Folge ist Teil der „Work-Edition“ mit dem Schwerpunkt Arbeit. Sie wird unterstützt von LinkedIn.