Artikel verfasst von Frank Joung

Nour Khelifi ist Österreicherin mit tunesischen Eltern. Die 27-jährige Journalistin spricht mit Frank über komische Blicke am Standesamt, Lautsein mit Kopftuch und wann sie das „Imposter-Syndrom des Todes“ gespürt hat.

Nour wächst in Wien auf, ihre Eltern waren unabhängig voneinander nach Österreich gekommen. „Das Allertunesischste zu Hause war das Essen“, sagt sie. Couscous – aber nicht in Wasser gekocht, sondern richtig klassisch im Topf gedämpft, gab es jeden Sonntag bei den Khelifis. Das macht Nours Mutter bis heute so.

Mit Hijab und „Riesenmaul“

Die anfägliche Schulzeit hat Nour gut in Erinnerung behalten. „Voll schön“ sei es gewesen. Als sie mit ungefähr 13 Jahren anfängt, das Hijab zu tragen, gibt es nur wenig Reaktionen. Nur eine Lehrerin spricht sie drauf an – und gibt positives Feedback. Nour ist eine gute Schülerin – aber, wie sie selber sagt: mit einem „Riesenmaul“. Sie kompensiert das eine mit dem anderen. Solange sie gute Noten bekommt, kann sie sich auch eine gewissen Frechheit erlauben, denkt sie. Auch vor ihren Eltern, die beide Lehrberufe haben. Erst in der Uni erfährt sie direkteren Alltagsrassismus.

Mit 19 Jahren rutscht sie durch einen Freund in den Journalismus – in dem sie sich gar nicht gesehen hatte. „Ich wollte eigentlich Ärztin werden.“ Als sie nach einem aufwändigen Assessment-Center ein Praktikum beim Österreichischem Rundfunk bekommt, ist sie geschockt. „Ich dachte nicht, dass ich eine Chance hätte. Ich dachte, man wird mit dem gehen, was man kennt.“

Nour packt die Chance am Schopfe, ihr Vertrag wird verlängert und sie liefert gute Arbeit ab – trotz Imposter-Syndroms und durch Learning by Doing.

Rassismus in den Medien

Im Job allerdings nimmt auch der Rassismus neuere Formen an: in subtiler Art, zum Beispiel dann, wenn sie in Medienhäusern nie als Journalistin wahrgenommen wird, sondern für die Putzfrau oder fürs Cateringpersonal gehalten wird. Oder direkter, wenn eine Kollegin sie fragt, ob sie Islamistin sei (obwohl sie eigentlich Muslimin meint).

„In Redaktionen war ich immer die Erste mit Kopftuch. Für manche Kolleg:innen war ich die Erste mit Kopftuch, mit der sie je geredet haben. Und Wien ist schon extrem bunt. Da musst du dich schon extrem anstrengen, um keine Diversität in deinem Umfeld zu haben.“

Diversität ist keine Nische, findet Nour, die mittlerweile in Berlin wohnt. 20 bis 25 Millionen Menschen in Deutschland hätten einen Migrationshintergrund. „Wir sind längst Mainstream.“

Weitere Themen: Standesamtblicke, Satire in Deutschland, K-Pop, Koreanischer und tunesischer Humor und im Wirtshaus mit dem Bürgermeister.

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