Artikel verfasst von Frank Joung

Hadnet Tesfai ist Anfang der 1980er Jahre als Kleinkind mit ihrer Familie aus Eritrea nach Deutschland gekommen. Die Moderatorin hat dank einer engen eritreischen Community eine starke Bindung zu ihrem Heimatland bewahrt. Mit Frank spricht sie über ihren angeblichen Exotenbonus in der Schule, warum Diskussionen über rassistische Vorfälle oft danebengehen und was bei eritreischen Familienfesten auf den Tisch kommt.

Nie überrascht von Rassismus

„I am never surprised by Racism.“ Diesen Satz des afroamerikanischen Comedian Chris Rock zitiert Hadnet und stimmt ihm voll zu. Sie ist nie überrascht, wenn Menschen sie diskriminierend behandeln. „Es kann einen traurig machen, aber es überrascht mich nicht.“ Ihre Eltern hätten sie und ihre drei Geschwister darauf vorbereitet, dass sie Menschen begegen würden, die ihnen „feindlich“ gesinnt seien.

„Meinen Eltern war bewusst, dass sie uns in eine Umgebung gebracht haben, in der wir immer deutlich auffallen. Die Chance, einfach mitzuschwimmen, habe ich nicht.“

1982 landet die Familie Tesfai nach einer langen Flucht-Odysee über verschiedene Staaten in Deutschland. Eritrea versinkt zu der Zeit in einem – je nach Perspektive – „Bürger- bzw. Befreiungskrieg“. Ungefähr zwei weitere Jahre ziehen die Tesfais durch verschiedene Asylbewerberheime, bis sie schließlich im schwäbischen Göppingen eine neue Heimat finden. Hadnet findet sich gut in der Schule zurecht. „Schule ist mir leicht gefallen – was nicht heißt, dass es nicht auch schwer war.“ Andere Halbe Katoffln sind in ihrer Schule nicht existent.

„Die Schule war so derart weiß, dass ich sogar nach diesem einen Alibi-Türken gesucht habe. Und dann komme ich da hin und bin das kleine, dünne, schwarze Mädchen mit einer großen Klappe, die sich nichts sagen lässt. Das war nicht ohne. Aber ich komme aus einem gesettleten Elternhaus, wo wir diese Dinge auch besprochen haben.“

Generell ist der Familienzusammenhalt, aber auch der Community-Gedanke im eritreischen Bekannten- und Freundeskreis wichtig. Hadnet fühlt sich gut aufgehoben in beiden Welten – auch wenn rassistische und diskriminierende Situationen nicht selten sind. Ihre Reaktionen darauf variieren je nach Tageslaune. Was viele nicht verstünden:

 „Man kann rassistische Dinge sagen, ohne dem allgemeinem Verständnis nach ein Rassist zu sein. Das macht das Sprechen über Rassismus so wahnsinnig schwer. Aber je älter ich werde, desto stärker habe ich das Gefühl, dass ich eine konstruktive Art finden muss, darüber zu reden.“

In ihrem Job als Moderatorin erlebt sie häufig positiven Rassismus. Oft wird sie stereotyp besetzt. Sport und Musik sind ihre Themen. Aber manchmal fragt dann doch ein mittelständisches schwäbisches Unternehmen für eine Firmenfeier an, bei der sie die einzige Schwarze im Saal ist. „Da frage ich mich: Seid ihr sicher, dass ihr mich haben wollt? Und dann ist es voll cool und nett.“

Weitere Themen: Promi-Gossip – Was Jennifer Lawrence, Sarah-Jessica Parker und Will Smith gemeinsam haben, das gute Gefühl in Gruppen und eritreische Lasagne.

Hadnet auf Instagram: @hihadnet

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