Artikel verfasst von Frank Joung

Don Pablo Mulemba ist Journalist und Moderator und hat angolanisch-deutsche Wurzeln. Im Podcast spricht der 28-jährige Eberswalder über seinen Traum, Handball-Profi zu werden, den Mord an Amadeu Antonio, der sein Leben indirekt mitprägte, und was er erkannte, als er seine Uroma in Angola traf.

Pablo wird im September 1995 in Eberswalde bei Berlin geboren. Sein Vater kommt aus Angola, seine Mutter ist Ostdeutsche. Das Paar hat es nicht leicht – der Alltag ist von Rassismus geprägt, das Umfeld der Mutter distanziert sich von ihr, erzählt Pablo. „Es war nicht leicht für meine Mum.“ Natürlich leidet vor allem auch sein Vater unter ständigen Blicken, Ressentiments und teilweise auch gewaltvollen Übergriffen. Er macht Pablo früh klar: „Du bist nicht wie die anderen.
Wenn du Scheiße baust, kriegst du doppelt Ärger.“

„Im Osten gibts nicht nur Rechte“

Pablo erinnert sich an einen prägenden Moment als Grundschüler, als er von einem älteren Jungen auf einem Fahrrad beim Vorbeifahren getreten und mit dem N-Wort beschimpft wird.

„Das war in der 1. Klasse und das erste Mal, dass ich gerafft habe: Okay, hier gibts Leute, die mich hassen, obwohl ich denen nichts getan habe.“

Aber auch wenn Eberswalde als rechte Hochburg gilt, erinnert sich Pablo auch an viele Menschen – migrantisch und deutsch –, die sich auch gegen rechts positioniert und engagiert haben – und es bis heute tun. „Ich finde, man wird Ostdeutschland nicht gerecht, wenn man sagt, dass es hier nur Rechte und Faschos gibt.“

„Krass – diese Frau! Da komme ich her!“

Als er sechs ist, fliegt die Familie das erste Mal nach Angola. Bis dahin war er noch nie aus Brandenburg rausgekommen. In der Heimat seines Vater, in der er als weiß gilt, trifft er auf seine Ur-Oma, die zu dem Zeitpunkt 103 Jahre alt ist. „Da habe ich gedacht: Krass – diese Frau! Da komme ich her!“

Pablos frühe Leidenschaft ist Handball. Am Fernseher sieht er, wie Deutschland Handball-Weltmeister wird. Ab da ist für ihn klar: Da will ich auch hin. Später besucht er die Sportschule in Cottbus, wo er zweimal am Tag Training hat und in der Woche im Internat lebt. Am Wochenende ist er ab und zu bei seiner Tante in Berlin. Seine Eltern sind nach Angola gezogen – ohne ihn. Sie fühlten sich in Deutschland nicht mehr sicher – gerade auch nach dem Mord an Amadeu Antonio, der ein Freund der Eltern war. Amadeu Antonio wurde im November 1990 von Neonazis in Eberswalde zu Tode geprügelt.

„Es gab Phasen, da war ich richtig lost. Ich hatte die perfekten Voraussetzungen, um kriminell zu werden, eine Drogensucht zu entwickeln oder auf die schiefe Bahn zu geraten – als schwarzer Teenager in Ostdeutschland mit einer großen Klappe, ohne Eltern und wenig Geld.“

Sportschul-Alltag gibt Halt

Aber der Leistungssport und der stark durchstrukturierte Alltag in der Sportschule sind Anker und geben ihm Halt und Orientierung. Doch sein sportlicher Höhenflug wird durch eine Verletzung jäh unterbrochen. Schon früh hat er körperliche Beschwerden während des Wachstums. „Morbus Schlatter“ heißt die Diagnose. Pablo muss eine Schiene tragen. „Ich bin ein Jahr lang, wie so’n Roboter durch die Gegend gelaufen.“

Nachdem es mit der ganz großen Handball-Profikarriere nicht klappt, beginnt er ein Studium an der Universität der Künste in Berlin. Pablo will gerne etwas in der Öffentlichkeit machen. Aber was genau ist ihm noch nicht klar. „Das war auf jeden Fall eine neue Findungsphase, wo ich mir die Frage gestellt habe: Was will und mag ich eigentlich?“

Podcasts: FOMO und Springerstiefel

Mehr oder weniger durch Zufall kommt er an seinen ersten Moderationsjob. Derzeit moderiert er verschiedene FUNK-Formate und die Podcasts „FOMO – was habe ich heute verpasst?“ und „Springerstiefel – Fascho oder Punk“.

„Das schlimmste an Rassismus ist, wenn du anfängst, deine eigenen Wurzeln zu leugnen und dich selbst zu hassen.“