Anna Melamed wächst in Bayern auf – als Kind jüdischer Einwanderer aus der Ukraine. Mit Frank spricht die 20-Jährige über ihre gelungene Integration mit Jack-Wolfskin-Jacken, ihre Bindung zu Israel und jüdisches Dating.
Derzeit studiert Anna in Göttingen BWL. Der Umzug von Bayern nach Niedersachsen war für sie ein „Kulturschock“. Die Studentenstadt gefällt ihr gut. Sie sei dynamisch, offen und kreativ. Während der Studienzeit merkt sie aber auch, wie sie als Jüdin direkt nach Israel befragt wird. Früher hätten die Mitschüler sich eher für jüdische Bräuche und Sitten interessiert, heute verwickelten Studierende sie gerne in politische Diskurse über den Nahostkonflikt.
„Ich träume von einer Welt, in der ich erzähle, dass ich jüdisch bin, und die Reaktion nicht Interesse, Neugier oder Ablehnung ist, sondern ein ‚Na und?‘. Wenn es keine Rolle mehr spielt. Dann würde es sich auch nicht anfühlen wie ein Outing.“
Neugierige Mitschüler
Wenn der „Nationalsozialismus“ im Geschichtsunterricht zum Thema wird, fragt die Lehrerin auch schon mal bei Anna nach, ob sie zu dem Gesagten noch etwas hinzufügen möchte. Die Mitschüler zeigen sich interessiert an ihrer persönlichen Familiengeschichte. „Sie waren sehr neugierig und nicht genervt – das hat mich natürlich gefreut.“
„Das Judentum lässt sich aktuell nicht erklären, ohne im nächsten Satz ‚Holocaust‘ oder ‚Zweiter Weltkrieg‘ zu sagen. Das ist meine Familiengeschichte und meine Familie war auch sehr stark darauf bedacht, dass ich sie kenne.“
„Wir sahen aus wie Teletubbies“
Die Integrationsversuche ihrer Eltern hingegen hat Anna nicht immer in bester Erinnerung behalten. Wenn die ganze Familie in bunten Jack-Wolfskin-Jacken Urlaub macht, kann man als Jugendliche schon mal den Kopf schütteln. „Wir sahen aus wie Teletubbies“, erinnert sich Anna.
„Ich wurde mit einer großen Dankbarkeit zu Deutschland erzogen“
Weitere Themen: Helikopter-Mütter, ihr Lieblingsgericht Cordon Bleu, absurde Verbote, jüdisches Tinder, kulinarische Empfehlungen und warum Chanukka ein tolles Fest für Kinder ist.
„Hummus is Life“
Aktueller Hinweis: Anna ist Stipendiatin des „GEH DEINEN WEG“-Mentorenprogramms der Deutschlandstiftung Integration. Hier kann man sich bewerben: www.deutschlandstiftung.net
Kommentare von Frank Joung