Artikel verfasst von Frank Joung

Raphael Hillebrand ist in Hong Kong geboren und in Berlin aufgewachsen. Seinen Vater, einen französischen Madagassen, hat er nie kennengelernt. Mit Frank spricht der 35-Jährige über prägende Rassismuserfahrungen in der Schule, warum er lieber Tänzer als Pilot geworden ist und warum er „Die Urbane – eine HipHop-Partei“ gegründet hat.

Diskriminierung in der Schule

Die ersten drei Lebensjahre verbringt Raphael in Hong Kong, bevor er mit seiner deutschen Mutter nach Berlin zieht. Er merkt früh, dass sein Selbstbild von dem abweicht, wie andere ihn sehen. So stellt er sich als kleines Kind in einer Berliner Bäckerei als „Chinese“ vor, was die Verkäuferin ihm offensichtlich nicht abnimmt.

„Ich war zwölf Jahre alt, als ich festgestellt habe, dass ich schwarz bin. Ich meine: Schwarz als politische Kategorie.“

Als er als Teenager auf eine neue Schule geht, wird er von einem Schüler regelmäßig gemobbt und rassistisch beleidigt. Die Direktion greift nicht ein – bis er seinem Mobber einen Stuhl über den Kopf haut. „Dann war ich der aggressive Schwarze. Die Schule hat die rassistischen Übergriffe zu meinem Problem gemacht.“

„Jeden Tag zum Training“

Raphael lernt, sich mit Fäusten, aber auch mit Worten zu wehren. Er macht Jiu Jitsu und fängt Feuer für Breakdance, wo er Respekt und Anerkennung findet.

„Ich hatte einen großen Antrieb, jemand zu sein in dieser Gesellschaft. Die Schule hat mir dieses Gefühl nicht gegeben. Also bin ich mit 15 jeden Tag zum Training gegangen, um breaken zu lernen. Da habe ich gemerkt: Das ist eine Szene, zu der ich dazugehören könnte.“

Raphael ist erfolgreich als Breaker und beschließt – nach misslungenem Einstellungstest zum Piloten –, seinen Weg als professioneller Tänzer und Choreograph fortzusetzen. Er tritt in Broadwayshows und TV-Sendungen auf.

Partei mit Hip-Hop-Werten

Anfang des Jahres gründet Raphael mit Gleichgesinnten „Die Urbane – eine HipHop-Partei“. Sie sammeln 2000 Unterschriften und wollen an der Bundestagswahl teilnehmen – was sie schaffen. Ende September 2017 steht „Die Urbane“ auf dem Wahlzettel, zumindest in Berlin.

„Die Haltung: Wir können die Politik einfach machen lassen, und es wird schon okay sein – die ist vorbei. Wir müssen uns richtig anstrengen, sonst ist sowas wie die AfD keine Randerscheinung mehr, sondern der Mainstream.“

Weitere Themen: Überflüssiger Nationalstolz, Breakdance-Training – der demokratischste Raum, wie viel Geld man bei Straßenshows verdienen kann, Spiel: Wer hat’s gesagt? Politiker oder Rapper? Und: Welche Politikerfloskeln sich Raphael verboten hat.

www.raphael-hillebrand.com