Artikel verfasst von Frank Joung

Comiczeichner Hamed Eshrat („Coming of H“) spricht mit Frank übers Skaten mit Baggy Jeans, lukrative Graffitiaufträge und seine politisch-persönlichen Graphic Novels. Der 43-Jährige erzählt von Peitschenhieben und Provinzjugend, totalitären Systemen und autonomem Jugendhaus und davon, was seine erste Erinnerungen an Deutschland sind.

Hamed kommt im Mai 1979 in Teheran zur Welt. Nur wenige Wochen vorher, am 1. April 1979 wurde die Islamische Republik offiziell ausgerufen – ein entscheidender Umbruch in der Geschichte Irans.

Düstere Stimmung, Sozialhilfe und ferngesteuertes Auto

An die ersten Jahre in seinem Geburtsland erinnert sich Hamed noch ganz gut. Fahnenappelle in der Schule, Besuche bei den Großeltern und an „düstere Stimmung“ durch die neue Regierung. Als er etwa sechs Jahre alt ist, fliehen seine Eltern mit ihm und seiner neun Jahre älteren Schwester nach Deutschland. Sie landen in Bünde, einem kleinen Ort bei Bielefeld.

Hamed erhofft sich ein ferngesteuertes Auto von seinem neuen Zuhause. „Darauf warte ich bis heute“, sagt er lachend. Das Leben in Europa ist schwer. Das Geld ist knapp. Seine Eltern fassen in Deutschland beruflich nie Fuß. „Anfangs haben wir von Sozialhilfe gelebt.“

Hamed ist hin- und hergerissen zwischen dem Iranischen zu Hause und dann den anderen Kindern. Er findet Freunde, spürt aber, dass er „anders“ ist. Sein Vater, ein ehemaliger Geheimdienst-Beamter, stirbt, als Hamed 16 Jahre alt ist.

„Krass, das ist meine Heimat.“

Hamed hängt viel mit seiner Skateboardclique ab, Musik prägt ihn sehr: Hip Hop, Punk. Schon früh verdient er sich mit Graffiti-Aufträgen ein bisschen Geld dazu. Anfang der 2000er kehrt er noch zweimal in den Iran zurück.

„Als ich wieder im Iran war, habe ich gemerkt: Krass, das ist meine Heimat.“

Nach seiner Grafikdesign-Ausbildung an der Kunsthochschule wird er professioneller Comiczeichner. Sein erstes Buch, seine Diplomarbeit, „Tipping point – Téhéran 1979“ erscheint in einem französischem Verlag. Für sein aktuelles Buch „Coming of H“ hat er seine Jugenderinnerungen gebündelt und zu einer Coming-of-Age-Story in der westdeutschen Provinz der 1990er zusammengefasst. https://www.eshrat.de/books

Weitere Themen: Abtauchen im Zeichnen, Baggy vs. Skinny Jeans, Kataloge sichten in den 90ern, echte Punker und „falsche“ Erinnerungen und was bei Comiclesungen passiert.