Mutter Koreanerin, Vater aus der Türkei, geboren im Wedding – Esra Karakaya vereint alleine in ihrer Biografie diverse Kulturen. Die 30-jährige Moderatorin und Unternehmerin spricht im Podcast über prägende Auslandsaufenthalte in Minnesota, Istanbul, Seoul und Palästina, was sie beim Produzieren von „Karakaya Talks“ gelernt hat und wer versuchte, sie am Kopftuchtragen zu hindern.
Esra wird 1991 in Berlin geboren, sie wächst im Wedding auf. Zu Hause spricht sie mit ihrem Vater türkisch und mit ihrer Mutter koreanisch und sonst deutsch. Ganz normal, dachte sie. In der Schule allerdings läuft es nicht immer rund. Dort eckt sie öfter an. Sie habe sie sich oft mit den Jungs geboxt. „Dominant“ sei sie gewesen – das hätten ihr zumindest die Lehrer*innen ins Zeugnis geschrieben.
„Grundschule – da hat, glaube ich, viel mehr meine Art als Mädchen dominiert als wo meine Eltern herkamen.“
„Erst spät Sprache gefunden“
Ihre Eltern sind streng gewesen, erzählt sie, hätten sie aber zu Selbständigkeit erzogen. Mit 15 geht sie – weitesgehend selbst initiiert – bereits für ein Austauschjahr in die USA. Als hart, aber lehrreich, stuft sie die Erfahrung ein. Und auch wenn man meint, dass Minnesota und Wedding nicht viel gemein hätten, Esra sieht durchaus Ähnlichkeiten – traurige leider – sie beobachtet sehr ähnliche rassistische Strukturen, die sie aber zu dem Zeitpunkt nicht als solche benennen kann.
„Bis ich 21 war, habe ich an Weltfrieden geglaubt. Ich habe erst sehr spät die Sprache gefunden für Dinge, die ich beobachtet habe, aber nicht benennen konnte.“
Als sie in Berlin Musik und Medienwissenschaften an der Humboldt-Uni studiert, nutzt sie das vor allem für Auslandssemester – sie geht nach Istanbul und nach Korea, zur renommierten Seoul Uni („Meine Mama war anders stolz!“).
Ihre Politisierung beginnt erst spät, sagt sie, mit 23 wird ihre politische Seite geweckt. Ein Bekannter gibt ihr „den Talk“, erklärt ihr, was Rassismus ist. Sie ist geflasht, beschämt und erleichtert zugleich. Danach folgt eine Zeit, in der sie krasse Wut begleitet. „Ich habe gedacht: Wie kann es sein, dass alle es sehen und keiner was tut?“
Sichtbarkeit für muslimische Frauen
Sie bricht das Studium ab. Ein Praktikum in Palästina und eine Reise in die USA mit Humanity in Action politisieren sie weiter. „Weltfrieden? Not today!“ Für Esra ist klar: Sie will sich engagieren und zwar vor „ihrer Haustür“. Mehr mediale Repräsentation von muslimische Frauen will sie erreichen.
Sie geht in die Medienwelt, probiert sich vor der Kamera aus – und mag es. Beim Berliner Bürgersender Alex beginnt sie mit ihrer Talksendung „Blackrock Talk“, die später von Funk, dem Online-Content-Netzwerk von ARD und ZDF, eingekauft wird. Doch nach ein paar Monaten ist Schluss – trotz Medienpreisen. Esra und ihr Team machen seitdem independent weiter. Geplant ist eine Content-Plattform mit verschiedenen Medien wie Podcast, Nachrichten usw. (Karakaya Talks bei Steady unterstützen!)
Weitere Themen: Kopftuch mit 14, Partymachen in Korea, weißer Feminismus und Türkei gegen Südkorea bei der WM 2002.
Kommentare von Frank Joung