Natasha „Tasha“ Kimberly ist Moderatorin, TV-Realisatorin und Content Creator. Die 30-Jährige mit deutsch-amerikanisch-nigerianischen Wurzeln spricht mit Frank über ihr Haar-Trauma, warum sie Social Media liebt – und wie sie sich gefühlt hat, mit People of Color zu arbeiten.
Natasha wird 1991 in Mönchengladbach geboren. Ihre Mutter ist deutsch, an ihren US-amerikanischen Vater hat sie nur vage Erinnerungen, die Eltern trennen sich, als „Tasha“ drei ist. Die Mutter wohnt danach mit ihrer besten Freundin zusammen, die als eine Art Ersatzpapa fungiert, erzählt Tasha. „Ich hatte die perfekte Familie.“ Es habe ihr an nichts gefehlt.
Ihr Vater habe zwar sporadisch angerufen, aber nicht so häufig, wie sie wollte, auf jeden Fall bricht sie früh den Kontakt zu ihm ab und sagt ihrer Mutter, dass sie ihn nicht mehr sprechen möchte.
„Ich habe keine Erinnerungen (an meinen Vater) und daher auch keine emotionale Bindung zu diesem Thema. Es fällt mir jetzt nicht schwer, darüber zu sprechen. Weil ich diese Person einfach nicht kenne und dann kann ich sie gefühlt auch nicht vermissen.“
„Ich wollte auch glatte Haare haben, die im Wind wehen“
Tasha wächst in einem sehr weißen Umfeld auf. Sie besucht ein katholisches Gymnasium und hat an sich „eine gute Zeit“. „Ich hatte tolle Freunde, ich wurde akzeptiert und wahrgenommen. Es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit gelitten hätte, aber es war auch so auch dieses: Du bist ein bisschen special.“
Was sie am meisten nervt – und was bis heute traumatisch nachwirkt, ist das im wahrsten Sinne des Wortes übergriffige Ins-Haar-fassen.
„Ich bin in einem sehr weißen Umfeld aufgewachsen. Was für mich bedeutet hat, dass ich mich unbewusst sehr stark angepasst habe. Relativ schnell nach der Grundschule, wo mir Sachen in die Haare geschmissen wurden oder ich so schöne Kosenamen wie Struwwelpeter hatte, wollte ich auch Haare haben, die glatt sind und im Wind wehen. Also habe ich mir später die Haare relaxt, als chemisch geglättet.“
Auch wenn es nach Tashas Aussage „scheiße aussah“ und das Relaxen die Haare kaputt gemacht hat, hatte sie doch (damals) den Eindruck, dass sie damit besser reingepasst habe. Als sie ihre eigentlich blonden Haare auch noch braun färbt, sind viele verwirrt – und finden sie zu „braun“. „Die Leute haben immer gesagt: Du bist doch auf der Sonnenbank gewesen!“
Vom Club-Check zum nobeautychannel
Als sie die Schule abbricht, fängt sie bei einem kleinen lokalen Fernsehsender an – als „geleitetes Praktikum“ fürs Fachabi. Dort kann sie sich ausprobieren: Schneiden, drehen, texten, moderieren. „Ich habe dort alles gelernt, es war genau der richtige Weg für mich.“ Dann studiert sie in Köln Journalismus.
Richtungsweisend, ohne, dass es ihr damals bewusst war, sind die Momente, wo sie vor Ort moderiert, ob beim Karneval oder beim eigens ausgedachten „Club-Check“, wo sie Party-Locations unter die Lupe nimmt.
Die Outtakes daraus stellen Freundinnen ohne ihr Wissen auf eine für sie angefertigte Facebook-Seite. „Und dann hat die Seite innerhalb von 24 Stunden 10.000 Likes. Ich war so: What is happening?!“ Sie fängt an, mehr und mehr Videos hochzuladen – was gut funktioniert. Nach Facebook auch auf YouTube. Auf ihrer Seite „nobeautychannel“ produziert sie neben ihrer eigentlichen Arbeit beim Fernsehen lustige Videos.
Doch als das Angebot für eine Talkshow kommt, muss Tasha erstmal stutzen. „Five Souls“ soll von drei Schwarzen Hosts moderiert werden, sie soll eine davon sein – neben Thelma Buabeng und Hadnet Tesfai. „Da habe ich erst mal gedacht: Nee, das mache ich nicht, das kann ich nicht.“ Sie macht es doch – und findet neben einer tollen, erfüllenden Aufgabe auch einen Zugang zu ihrem Schwarzsein.
„Ich hatte einen Schlüsselmoment, als ich bei Five Souls angefangen habe. Da habe ich mich zum ersten Mal ernsthaft damit auseinandergesetzt und war unfassbar glücklich, in einer Umgebung zu sein, wo nur People of Color waren. Das hatte ich vorher so noch nie erlebt und hat mich krass bestärkt. Es hat mich wie in eine Wolke gepackt: Ach krass, du gehörst auch dazu und das ist die Community.“
Weitere Themen: Creepy Facebook-Moment mit dem Vater, Follower:innen-Verlust bei Urlaub und warum Tasha keine Sängerin geworden ist.
Diese Folge ist Teil der „Work-Edition“ mit dem Schwerpunkt Arbeit. Sie wird unterstützt von LinkedIn.
Kommentare von Frank Joung