Artikel verfasst von Frank Joung
Diese Episode ist Teil der Serie „Work-Edition“

Irène Kilubi ist promovierte Wirtschaftsingenieurin, Gründerin, Unternehmerin, Beirätin, Hochschuldozentin, Speakerin & Moderatorin. Ihre Themen sind Community Building, Corporate Influencer Marketing & Strategie. Sie setzt sich vor allem für generationsübergreifendes Arbeiten ein und hat dafür die Social Impact-Initiative „Joint Generations“ gegründet und auch ein Buch dazu geschrieben, was im Februar 2024 erschien: Es heißt: „Du bist mehr als eine Zahl: Warum das Alter keine Rolle spielt“. Im Podcast spricht sie über ihr Aufwachsen als Geflüchtete, den Moment, als sie plötzlich cool war und warum sich bei ihr beruflich viel ergibt (und warum das kein Zufall ist).

„Ich musste mir ein dickes Fell anlegen“

Irène wird im Februar 1985 in Kinshasa, Kongo, geboren. Drei Jahre lebt sie in dort, dann ein Jahr in den Niederlanden und kommt mit fünf Jahren schließlich nach Deutschland. Ihr Vater, politisch verfolgt in seiner Heimat, war nach Europa geflohen und holt die Familie nach.

Die erste Schulzeit hat sie als schrecklich in Erinnerung: Mobbing, Straßenprügel, Rassismus – auch von anderen Migra-Kids. „Ich musste mir ein dickes Fell anlegen“, sagt sie. Bei einer Weihnachtsaufführung in der Schule will sie einen Engel spielen – die Lehrerin sagt, das ginge nicht: „Engel sind blond und haben blaue Augen.“

Wochenenden und Sommerferien empfand sie als besonders schlimm, denn während andere in den Urlaub fahren und ihre freie Zeit genießen, kann Irène das alles nicht teilen. Bis sie Teenagerin ist, lebt sie Asylantenheimen, wie sie damals noch genannt wurden. Sie muss ständig umziehen. „Immer mit der Hoffnung, dass es besser wird.“

Auf einmal cool

Der erste große Wendepunkt in ihrem Leben ist eine Fahrt zu ihrer Tante nach London, als sie 14 ist. Die Stadt prägt sie und als sie wiederkommt, ist sie nicht mehr nur „anders“, sondern auch angesagt.

„Ich war auf einmal cool, keine Ahnung wie das passiert ist

Irène macht jetzt Sport, ist gut in der Schule, kümmert sich um bürokratische Dinge. Sie fängt an, mit Nebenjobs Geld zu verdienen und mit Begeisterung viel auszuprobieren. „Mir hat als Teenie nichts gefehlt, weil ich dafür gesorgt habe, dass mir nichts fehlt.“

Eine Einstellung, die sie sich bis heute bewahrt hat aus der Zeit: „Das habe ich mir immer noch beibehalten: das Unbekümmerte, weil mir keiner gesagt hat: Das macht man nicht!“ Irène ist der Meinung, dass wir zu oft von Dingen ausgehen und verlernt haben nachfragen. Sie traut sich nachzufragen oder einfach zu machen.

„Du bist mehr als eine Zahl“

Nach dem Abi besucht sie die Handelsschule, studiert dann Technisches BWL und macht in England ihren Master in Supply Chain Logistics Management mit dem Schwerpunkt Einkauf. Sie arbeitet für große Unternehmen wie Amazon, BMW oder Deloitte – bis sie sich 2019 selbstständig macht. Mittlerweile hat sie zwei Unternehmen – in dem einen gehts um Personal Branding und in in dem anderen um generationsübergreifendes Miteinander und Arbeiten in Unternehmen.

Zum letzteren Thema hat sie auch ein Buch geschrieben: „Du bist mehr als eine Zahl: Warum das Alter keine Rolle spielt“, in dem es nicht nur um Altersdiversität und -diskriminierung geht, sondern auch um die Frage, wie Menschen verschiedender Altersgruppen gut, produktiv und wertschätzend miteinander arbeiten können.

„Die Dimension Alter betrifft uns alle. Aber wenn wir schon bei einer Dimension, die uns alle betrifft, so eine Ellbogen-Mentalität haben, dann müssen wir uns nicht wundern, dass wir bei den anderen (Diversitäts-) Dimensionen noch nicht weiter sind.“

Diese Folge ist Teil der „Work-Edition“ mit dem Schwerpunkt Arbeit. Sie wird unterstützt von LinkedIn.