Vero Gottschlings Vater ist Berliner, ihre Mutter stammt aus Kroatien. Die 29-Jährige spricht mit Frank über ihren Quereinstieg als Moderatorin, ihr Lieblingswort auf Kroatisch und über den Moment, in dem der Jugoslawienkrieg ganz nah war.
Kirchgänge, Bohneneintopf & Panzer
Vero Gottschling kommt im März 1988 in Berlin zur Welt. Ihre Eltern arbeiten bei einer japanischen Elektronikfirma, ihre kroatische Oma lebt ebenfalls in Deutschland.
Als Kind muss Vero jeden Sonntag mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter den Gottesdienst besuchen. Auch wenn sie das damals lästig fand und heute nur noch zu Weihnachten in die Kirche geht, hätten die Kirchgänge etwas Gutes gehabt: „Sie haben mich Disziplin gelehrt.“
An die Schulzeit hat sie zwiespältige Erinnerungen. „Die Grundschulzeit war bombastisch“, sagt Vero. Lehrer halten sie für intelligent und empfehlen den Eltern, sie auf eine bilinguale Schule zu schicken: Sie soll neben dem deutschen auch das französische Abitur machen. „Ich habe es gehasst“. Sie sei kein Sprachtalent – selbst mit dem Deutschen hapere es ab und zu. Da kann aus „Jeans“ schon mal „Jeangs“ werden.
„Als Kind habe ich das gebrochene Deutsch meiner Mutter gehört. Ich spreche zwar akzentfrei, mache aber oft Grammatikfehler.“
Jeden Sommer fahren die Gottschlings nach Kroatien. Ihre Mutter und ihre Oma haben sich trotz schmalem Budget früh eine kleine Wohnung am Meer finanziert. Als Kind beklagt Vero, immer wieder in dasselbe kroatische Dorf zu pilgern, während ihre Klassenkameraden nach Mallorca, Moskau oder Südfrankreich reisen. Heute ist sie ihrer Familie dankbar für deren Weitsicht. Sie reist oft dorthin und fühlt sich dem kleinen Ort sehr verbunden.
Natürlich liebt sie kroatisches Essen, vor allem Ćevapčići, Fleisch – ohne Soße. „Mit viel rohen Zwiebeln. Meine Freunde können das nicht verstehen – ich find’s geil.“ Zu Hause kocht die Mama allerdings ein bisschen zu oft den typisch kroatischen Grünen Bohneneintopf.
„Dass es cool ist, eine halbe Kroatin zu sein, habe ich erst ganz spät für mich festgestellt und akzeptiert.“
An den Jugoslawien-Krieg hat sie nur wenige Erinnerungen. Als kleines Mädchen erlebt sie, wie Panzer durch das Dorf ihrer Familie rollen. „Ich habe geheult wie ein Schlosshund und dachte, dass ich meine Oma, die auf der anderen Seite der Panzer stand, nie wiedersehe. Es war eine Situation, die ich nicht einordnen konnte.“
Heute weiß sie, dass es nur eine Verabschiedung heimischer Soldaten gewesen sein muss, aber es ist eine Erinnerung, die ihr im Gedächtnis haften geblieben ist über all die Jahre.
Aus ‚Nie-Wieder‘ wurde ein Bushido-Interview“
Nach einigen Mühen und einem Schulwechsel macht Vero ihr – deutsches – Abitur. Sie geht auf Weltreise, kehrt zurück – und kommt nicht so recht weiter in ihrer Berufsfindung. „Ich wusste zwar, was ich wollte, aber nicht, wie ich es angehen soll. Freunde haben mir immer gesagt: Du bist die geborene MTV-Moderatorin. Aber ich hatte keine Kontakte.“
Nach einem Praktikum beim Radio und einer Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau fängt sie bei „Berlin Music TV“ an, wo sie Musiker vor der Kamera interviewt. Das erste Gespräch gerät zum Desaster, aber sie macht weiter. „Aus ’nie wieder‘ wurde bald ein Bushido-Interview“. Sie nimmt kleinere Schauspieljobs an und moderiert bei 16bars.de.
„Dass ich heute vor Leuten reden kann – das musste ich lernen. Ich musste mich selber ins kalte Wasser schmeißen.“
Weitere Themen: Kroatische und englische Lieblingswörter, Veros Vorliebe für rohe Zwiebeln, Style-Fragen bei Rapper-Interviews, Instagram & YouTube, Grüner Bohneneintopf & Spargelköpfe.
Veros Instagram-Account: vero1berlin
Kommentare von Frank Joung