Lola Liang ist eine der größten Eishockey-Talente in Deutschland. Die 16-jährige Frankfurterin mit chinesischen Eltern spricht mit Frank über rassistische Beleidigungen, die an ihr abprallen, wie sie Eishockeyspielen mit Jungen geprägt hat und warum Jugend-Olympia so faszinierend war.
Lola wird 2004 geboren. Ihr Geburtsort ist Frankfurt am Main, ihre Eltern kommen aus China. Sie waren unabhängig voneinander in jungen Jahren nach Deutschland gekommen. Als Lola noch im Kindergartenalter ist, verbringt die Familie öfters eine längere Zeit in Beijing, China.
Erste Schritte auf dem Eis
Als sie fünf Jahre ist, fährt ihre Großmutter mit ihr zum Schlittschuhlaufen. Sie ahnt da sicher nicht, welchen Einfluss dieser Ausflug auf Lolas Leben haben sollte. Auf dem Eis merkt Lola, dass es ganz gut klappt. „Es war einfach so, als hätte es gepasst“, sagt sie über ihre ersten Schritte auf Kufen.
Als sie Leute Eishockey spielen sieht, will sie das auch versuchen. Die Dynamik, Schnelligkeit und Komplexität der Sportart faszinieren sie. Zurück in Frankfurt geht sie zum Probetraining der Löwen Frankfurt. Dort spielt sie noch heute. Elf Jahre später.
Umziehen in der Toilette
Da es keine reine Mädchenmannschaften gibt, trainiert und spielt sie mit Jungen. Das hat sich nicht geändert.
„Ich war fast immer das einzige Mädchen. Ich bin es gewöhnt und kenne es nur so.“
Für sie sei das kein großes Thema. Umziehen, macht sie in der Toilette, duschen, tut sie vor den Jungen.
Auch ihre asiatischer Hintergrund scheint beim Sport kaum eine Rolle zu spielen. Im Alltag dagegen käme es schon mal vor, dass sie rassistisch beleidigt wird – auch wenn sie die Situationen nicht als solche definiert. Die Corona-Pandemie habe dies eher noch verstärkt.
„Manchmal gehen Leute an mir vorbei, husten und rufen Corona.“
Aber sie lässt das, so gut es geht, an sich abprallen.
Armbrüche und Olympia
Eishockey nimmt immer mehr und mehr Raum in ihrem Leben ein. Als sie elf, zwölf Jahre alt ist, wird sie für die Nachwuchs-Nationalmannschaft nominiert. „Es war cool, auch andere Mädchen zu sehen, die gut sind.“
Nachdem es für sie jahrelang immer nur bergauf geht in ihrer sportlichen Karriere, folgen 2019 gleich zwei Rückschläge. Sie bricht sich innerhalb eines halben Jahres gleich zwei Mal den Arm.
„Ich wusste nicht, wie ich mit dem Rückschlag umgehen sollte.“
Doch sie kämpft sich zurück. Dann im Januar 2020 – noch vor der weltweiten Corona-Pandemie – darf sie an den olympischen Jugendspielen in Lausanne teilnehmen. Zwar läuft es sportlich für das deutsche Team nicht gut, aber für Lola war es trotzdem ein prägendes Erlebnis, Deutschland in so einem großen, wichtigen Turnier zu repräsentieren. „Man war jeden Tag so auf Hochtouren mit seinen Gefühlen. Ich wollte gar nicht mehr weg.“
Nächstes Ziel sind die „richtigen“ Olympischen Spiele – und die sind 2022 ausgerechnet dort, wo für sie alles angefangen hat mit Eishockey: in Beijing. „Das wäre natürlich ein Traum“, sagt Lola. „Aber bis dahin steckt noch sehr viel Arbeit dahinter.“
Lola auf Instagram: @loli.liang
Die Serie “Halbe Katoffl Sport“ ist im vergangenen Jahr in Kooperation mit „Integration durch Sport“ entstanden, anlässlich dessen 30-jährigen Jubiläums. Das Bundesprogramm wird vom Bundesinnenministerium und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert. Wegen des großen und positiven Zuspruchs wird die Podcastreihe in diesem Jahr fortgeführt. Sie erscheint immer Mitte des Monats. Hier findest du die anderen Sport-Episoden.
Kommentare von Frank Joung