Thelma Buabeng wurde 1981 in Accra geboren. Sie ist in Meckenheim bei Bonn aufgewachsen. Ein Gespräch über Sisterhood, ihre Angst vor der Schauspielschule und nervige Social-Media-Karens.
„Ich wollte immer Schauspielerin werden“, sagt Thelma. Schon in der Schule sei sie extrovertiert und laut gewesen. Im Mittelpunkt stehen, schicke Kleider anziehen – so habe sie sich das Schauspielleben vorgestellt.
Von Accra nach Meckenheim
Die ersten eineinhalb Jahre ihres Lebens verbringt Thelma in Ghana. Ihre Eltern versuchen sich in Deutschland ein Leben aufzubauen und holen sie nach. Ihre erste Erinnerung an Europa ist die Flughafentoilette in London.
Sie geht in Meckenheim bei Bonn zur Schule, wo sie „die einzige Schwarze“ ist.
„Ich war eigentlich immer und überall die einzige Schwarze.“
Aber größere Probleme hat sie deswegen nicht – sie sei beliebt gewesen. Dennoch: Viele aus heutiger Sicht rassistische Situationen habe sie verdrängt, bzw. vergessen. Zum Glück, sagt sie heute. Während ihr schulisches Umfeld sehr weiß ist, sind die Wochenenden geprägt vom Zusammensein mit der ghanaischen Community. Viel Besuch, viel zu viel essen und Leute, die tanzend durch die Haustür kommen – so erinnert sie sich an diese Zeit.
Struggle als Schauspielerin
Sie spürt aber auch früh, dass Schwarze in dieser Welt benachteiligt werden. Gerade auch ihre Mutter weist sie immer direkt drauf hin.
„Meine Mutter hat uns immer gesagt: Es ist schön hier, aber seid gefasst, die Welt da draußen ist uns nicht wohl gesonnen.“
Nach der Schule macht sie verschiedene Jobs in der Medienbranche. Ihr eigentlicher Wunsch, Schauspielerin zu werden, lässt sie zwar nicht los, aber sie verfolgt ihn aus irgendeinem Grund nicht konkret. Erst als ihr eine Freundin, die bereits an der Schauspielschule ist, sagt, dass sie sich endlich bewerben solle, tut sie es – und wird genommen. Später wechselt sie zu einer anderen Schule in Berlin, die sich mehr auf Film und Fernsehen fokussiert. Da habe sie als Schwarze Frau mehr Chancen auf Rollen als beim Theater, habe man ihr gesagt.
Karrieresprung nach Black Lives Matter
Dubiose Agenten, zweifelhafte Fotoshootings, mehrere Nebenjobs zurselben Zeit Selbstzweifel und immer wieder stereotype Rollen – die Schauspielerei ist jahrelang nicht so, wie sich das Thelma als Teenagerin vorgestellt hatte.
Aus der Not heraus entwickelt sie ihr eigenes YouTube-Comedyformat „Tell me nothing from the Horse“, wo sie in verschiedene Rollen schlüpft. Das hilft zwar, um auf sich aufmerksam zu machen, aber einen größeren Karrieresprung macht sie vor rund zwei Jahren.
Nach dem Mord an George Floyd und mit der steigenden Popularität der Black-Lives-Matter-Bewegung wird auch eine breitere Öffentlichkeit auf sie aufmerksam. Zum Teil, weil sie sich in diesem Zuge sozial und politisch mehr engagiert, zum Teil auch, weil die Filmindustrie merkt, wie wenig divers, sogar klischeebeladen die deutsche Filmindustrie noch ist. Seitdem gibt es zwar Bewegung, aber laut Thelma sind das nur „Babysteps“ und oft geprägt von Tokenism.
„Ich möchte meine Sisters zelebrieren“
Ihre Follower*innenschaft auf Social Media muss sie aber immer wieder dran erinnern, dass sie in erster Linie Schauspielerin ist und keine Aktivistin oder politische Expertin. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich Menschen bei ihr melden und darüber beschweren, dass es jetzt lange keinen Content zu Rassismus gegeben habe. „Da denke ich mir: Sorry, Karen, dass ich in den letzten drei Wochen nicht rassistisch angegriffen wurde!“
Sie möchte den Racism-Porn nicht mehr so stark bedienen, sondern sich auf Empowerment der eigenen Community konzentrieren.
„Ich möchte Positives austauschen. Ich möchte meine Sisters zelebrieren, die geile Sachen machen, die Bücher rausbringen, ihre eigenen Businesses starten, Kinderbücher schreiben, die tanzen, singen, whatever!“
Weitere Themen: Diana Ross, Fake Asians, Druck von Migrakindern, Wokenessbubble.
Diese Folge ist Teil der „Work-Edition“ mit dem Schwerpunkt Arbeit. Sie wird unterstützt von LinkedIn.
Kommentare von Frank Joung