Artikel verfasst von Frank Joung

Celina Bostic ist Sängerin, ihre jüngere Schwester Leila Logopädin. Sie haben afroamerikanisch-deutsche Wurzeln. Mit Frank sprechen sie über ihre Geschwisterbeziehung, aufgestaute Gefühle im Bauchraum und wie sie ihre Stimmen gefunden haben.

Celina und Leila beschreiben sich als Hinterhofkinder. Beide sind in Berlin geboren und aufgewachsen. Ihre Kindheit in Berlin-Charlottenburg empfinden sie als behütet. Celina ist rund sechs Jahre älter als ihre Schwester.

Die Eltern hatten sich in einer Berliner Bar kennengelernt. Der Vater kehrte daraufhin nicht in die USA zurück, sondern blieb in Berlin. Er arbeitete als Musiker, Bassist. „Wir hatten zu Hause sogar ein Basszimmer“, berichtet Leila. Die Mutter ist Ergotherapeutin.

Rassismus als Tabuthema

Obwohl die beiden Schwestern unabhängig voneinander rassistische Situationen erleben, reden sie in der Familie nicht über Rassismus, erzählt Celina:

„Unsere Eltern haben im Grunde so getan, als gäbe es das nicht. Es war immer so dieses: freundlich sein, angepasst sein und vor allem: nicht laut sein.“

Celina

Die beiden Schwestern sind vom Wesen her sehr unterschiedlich. Celina beschreibt sich eher als extrovertiert, Leila ist eher introvertiert. Leila kleidet sich schon früh wie ein „bunter Hund“, Celina bewundert ihre Schwester für ihre Stilsicherheit.

Schwarz und weiß

Leila findet in der Schule andere Schwarze, mit denen sie sich zusammenschließt.

„Es gab eine Handvoll schwarzer Kinder auf der High School – und die haben sich gesucht und gefunden. Wir hingen immer zusammen ab.

Es gab eine Zeit, da wollte ich, glaube ich, schwärzer sein, als ich bin.“

Leila

Celina wiederum sucht sich immer lustigerweise die blondesten, weißesten Freundinnen – sagt sie selbst. „Ich habe immer das genaue Gegenteil von mir gesucht und habe eher Abstand genommen von den Schwarzen PoC-Schülern – das weiß ich noch.“ Sie sagt aber auch: „Ich fand die Jugend furchtbar, weil ich gemerkt habe, was für ein Mitläufer ich bin.“

„Nicht dem Klischee entsprechen“

Dass Celina tatsächlich Sängerin geworden ist, hat sich eher so ergeben, als dass es geplant war. Sie rutscht eher in die Musikbranche, als dass sie das Rampenlicht sucht. „Ich habe meinen Eltern schon mit 5 Jahren geschworen, dass ich nie Musikerin werde“, sagt sie lachend. Sie wollte nicht, wie der Vater lange getrennt sein von der Familie. „Und später wollte ich nicht dem Klischee entsprechen.“

Lange verdient sie gutes Geld als Backgroundsängerin – bei Farin Urlaub, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg oder Max Herre. Irgendwann aber macht sie solo weiter, erst mit RnB, dann später eher in Richtung Singer/ Songwriter – mit der Gitarre, die ihr einst ihr Vater geschenkt hatte. „Ich wollte mein eigenes Ding machen und auch mal Sachen ansingen, die piksen oder unangenehm sind“, sagt sie.

Leila, die die Schule gehasst hat, geht auf die Schauspielschule – und findet nach Jahren ihren erfüllenden Beruf: als Logopädin. Während der Schauspielausbildung wird ihr gespiegelt, dass ihre Stimme zu schwach, zu dünn sei.

„Ich hatte früher eine ganz andere Stimme. Die Schauspiellehrer haben immer gesagt: Das geht so nicht. Du atmest ganz falsch. Du atmest ja nur in die Brust und kommst gar nicht nach unten. Deine Stimme ist viel zu hoch, die ist ja gar nicht tragfähig.

Und dann habe ich mich drei Jahre lang mit der Stimme befasst und habe endlich mal den Bauch losgelassen und habe mal tief geatmet und auf einmal war die Stimme präsent und da. Und da hat sich auch meine ganze Persönlichkeit verändert. Die Schauspielschule war wie ein Selbstfindungstrip.“

Leila

Auch Celina findet ihre Stimme. Sie nimmt den Song „Nie wieder leise“ auf, in dem sie ihre eigene Entwicklung beschreibt: von dem braven Mädchen, das sich unwohl in ihrer Haut fühlt und mitlacht bei Witzen, die auf ihre Kosten gehen bis hin zu der Frau, die nicht mehr schweigen will und sagt, was sie fühlt.

Celina Bostic: Nie wieder leise

„Wenn man da hingeht, wo die Angst ist, dann entsteht was Großes. Ich hatte immer Angst, Musikerin zu werden und ich hatte immer Angst über Rassismus zu sprechen und jetzt mache ich es und es hat schon so vielen Menschen geholfen.“

Celina

Celina Bostic auf Instagram: @celinabostic |https://www.celinabostic.de/

Leila Bostic auf Instagram: @vokalraum | http://leilabostic.de/

Stimm-App: http://www.astoundthem.com/

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