Khuê Phạm ist Journalistin und Autorin aus Berlin. Die 39-Jährige spricht mit Frank über ihren Debütroman „Wo auch immer ihr seid“, in dem sie ihre komplexe vietnamesische Familiengeschichte verarbeitet. Warum London eine Befreiung war, Vietnambesuche große Anspannung verursachten und wie ihr persönliches Vietnamquiz mit Helmut Schmidt ausging.
Khuê wird 1982 in Berlin geboren. Mit zwei jüngeren Geschwistern wächst sie mit ihren vietnamesischen Eltern im Westen der heutigen Hauptstadt auf. Ihre Eltern sind politisch engagiert, leben einen bürgerlichen Lifestyle, der immer wieder „gebrochen“ wird, sagt Khuê, irgendwas zwischen Karaoke und Standardtanz. Der Vater arbeitet als Arzt, die Mutter bei der Bank, bis sie den Job aufgibt und sich ganz um die Kinder kümmert.
„Du musst besser sein als die“
Ihr Elternhaus beschreibt Khuê als streng und sehr bildungsorientiert. In der Schule hat sie einen Freundeskreis, der eher alternativ eingestellt ist. „Wir wollten keine Mitläufer sein“, sagt Khuê. „Man kann wahrscheinlich schon sagen, dass wir etwas anders als die anderen waren.“ Das Anderssein bekommt sie auch von ihren Eltern gespiegelt, wenn auch eher kulturell bezogen.
„In meiner Jugend habe ich viel mit meinen Eltern gestritten. Ich fand es doof, dass ich so wenig Freiheiten hatte. Ich habe dann eingefordert, das gleiche zu dürfen wie meine Freunde und da sagten meinte Eltern: Du bist aber anders. Vergleich dich nicht mit denen. Du musst besser sein als die.“
„London war eine Befreiung“
Mit 18 geht Khuê nach London – was sie als befreiend wahrnimmt. Die Distanz zu den Eltern aber auch die Diversität in der Metropole tun ihr gut. „Ich hatte zum ersten Mal nicht ständig das Gefühl, ein Fremdkörper zu sein.“ Der Konflikt, einerseits deutsch, andererseits vietnamesisch zu sein, löst sich hier auf. Sie lernt: Es geht beides. Vier Jahre bleibt sie, tanzt viel, arbeitet für den Guardian und „geht einfach ihren Interessen nach“. Nach Deutschland kehrt sie aus beruflichen Gründen zurück. Sie fängt als Redakteurin bei der ZEIT an, wo sie auch heute noch (ZEIT-Magazin) arbeitet.
Nähe-Distanz-Problem zu Vietnam
Zu Vietnam hat sie ein gespaltenes Gefühl. Wenn sie im Flugzeug nach Vietnam sitzt überkommt sie eine großes Gefühl der Anspannung. „Ich habe eine Nähe-Distanz-Problem“. Versöhnlich ist in diesem Sinne die Recherche zu ihrem Buch. In ihrem Debütroman „Wo immer ihr auch seid“ lässt sie sich von verschiedenen Familienmitgliedern und -geschichten inspirieren. „Das hat mich Vietnam auf jeden Fall näher gebracht.“ Sie habe das Land auch noch mal aus einer anderen Perspektive kennengelernt.
Weitere Themen: Vietnames*innen in Ost- und Westdeutschland, Quiz-Action mit Helmut Schmidt und was in der asiatischen Diaspora läuft.
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Kommentare von Frank Joung